Hildegard Doebner wäre in diesem Monat 80 Jahre alt geworden. Die Größen der Branche und viele Wegbegleiter kamen in die Werkstadt, um der Wittener „Folk-Mutter” zu gedenken
Ein dickes Männchen mit Knollnase und Gitarre unter dem Arm - eine einfache Strichzeichnung und das erste Logo des Wittener Folk-Clubs. Seine Gründerin Hildegard Doebner wäre am 8. April 80 Jahre alt geworden. Zu Ehren der Anfang 2000 verstorbenen „Folk-Mutter” kam am Samstag in der Werkstadt das Who is Who der deutschen Folk-Szene zusammen. „Den habe ich auch noch auf meinem Gitarrenkoffer kleben”, sagt die 51jährige Heike, als sie eine Vergrößerung des Männchens auf der liebevoll gestalteten Erinnerungswand erblickt. „Ich bin mit Hildes Tochter zur Schule gegangen und mein Mann Jörg hat damals das Logo entworfen.” Was der 54jährige Jörg bestätigt: „Ich habe noch Ärger bekommen, weil ich dabei so geschmunzelt habe.” Zuschauer schwelgen in Erinnerungen. „Das ist ja wie ein Oldie-Treffen”, hört man im Publikum. Auch die Künstler schwärmen von der alten Zeit. „Vor uns haben unsere Eltern uns immer gewarnt, selbst jetzt grau und faltig haben wir es fast geahnt”, singt Gerd Schinkel. Die Zuschauer sitzen ruhig, vielleicht mal mit dem Kopf nickend oder den Füßen wippend, vor der Bühne und lauschen den melancholischen, aber auch politischen und sarkastischen Texten ihrer alten Lieblingssänger. Dazwischen spenden sie begeistert Applaus. „Mutter hätte diese Gala gefallen”, ist sich Hilde Doebners Tochter Anke Pütz (51) sicher. Ray Austin bekennt: „Ohne dich, Hilde, wäre alles anders geworden, weniger lebensbejahend. Und das hätte ich dir früher nur in angetrunkenem Zustand gesagt.” Fred Ape schickt seinen humorvollen Texten eine persönliche Erinnerung voraus. Er beschreibt seine letzte Begegnung mit Doebner: „Es war irgendwie ein Abschiednehmen”. Christian Schrauber, der mit Friedemann im Gitarrenduo auftritt, bewundert die Strahlkraft der Doebner-Gala: „Es kam die Nachricht, wir wollen das machen. Es kam die Antwort, wir machen das.” Doebners Einfluss auf zahlreiche Folk-Künstler ist unumstritten. „In ihrem Haus in der Steinstraße wurde viel über Musik und Politik diskutiert und gelacht.”, berichtet Lilo Dannert. Doebner sei nie autoritär gewesen, wenn sie musikalische Vorschläge machte. „Das brauchte sie gar nicht”, so Tochter Anke Pütz. Sie habe eher gesagt: „Schätzeken, meinste dass das so klingt?”