Was bewegt jemanden dazu, Kaninchen zu köpfen? Die Wittener Züchter lässt diese Frage nicht los. Ihre eigenen Ställe sind gut gesichert, sagen sie. Doch die Brutalität des Täters macht sie betroffen.

Was von der Großkreisrammlerschau am Sonntagmorgen übrigbleibt, passt an einen Tisch der Kneipe „Zur Buche”. Werner Allstädt zählt das Geld, seine Frau Marlis sitzt gegenüber und raucht. An der Wand steht der Tisch mit Kaninchenteppichen, Angora-Pullovern, Fell-Teddys.

Vom Kaninchenmörder? Ja, sicher haben sie davon gehört, von diesem „kranken Typen”, der in Witten ihre Lieblingstiere köpft und ausbluten lässt, wer weiß wofür. Bis jetzt waren sie noch nicht betroffen. Dass jemand aber reihenweise die Spielgefährten von Kindern umbringt, das trifft ihr Herz.

Züchter wollen sich für Besitzer der getöteten Tiere einsetzen

„Was das für Menschen sind, das kann man sich gar nicht vorstellen”, sagt Willi Striebeck, Wertungsrichter. Auch wenn er als Züchter nur eine sehr begrenzt persönliche Beziehung zu seinen Tieren hat – Kinder und Kaninchen tun ihm leid. „Wir überlegen, ob wir irgendwas tun können, gemeinsam mit den Geflügelzüchtern.”

Willi Naumann, Kreisvorsitzender der Kaninchenzüchter Ennepe/Ruhr, bestätigt, dass sie nächste Woche im Vorstand darüber beraten wollen. „Ob wir eine Geldbelohnung machen, ich weiß nicht recht. Aber vielleicht, dass wir den Kindern neue Kaninchen schenken?” An einen Satanskult, wie ihn eine große Boulevardzeitung unterstellte, glaubt Naumann eher nicht: „Es gibt ja auch Fälle in Dortmund, das mit dem Pentagramm, das passt nicht. Bei aufgeschlitzten Pferden, da denkt man ja auch nicht an einen Kult.”

„Für mich ist der krank im Kopp. Jeder, der sich an Tieren vergeht.” Werner Allstädt erzählt, wie er und seine Frau Marlis ihre winzigen Jungtiere wärmen, wenn die Mutter sie nicht ins Nest gebracht hat. „So, unterm Pullover”, sagt er und hebt den Saum von seinem Pulli an. Wenn dann trotzdem eins sterbe, „da könnte ich heulen.” Wenn sie einmal groß sind, dann schlachtet er auch. „Aber das ist etwas ganz anderes als ein Kaninchen so umzubringen.” Schließlich sind seine Zuchttiere dann mittels Bolzenschussgerät betäubt, der Weg in die Pfanne – „die natürliche Nahrungskette”, sagt Marlis Allstädt.

Der Medienrummel geht an ihnen nicht vorbei

Erfahrungen mit den Medien, die haben sie alle in den vergangenen Wochen auf irgendeine Weise gemacht. Fernsehsender rufen an, die Zeitungen, der Ehrenvorsitzende gab ein TV-Interview. So ganz behaglich ist es ihnen damit nicht, könnte doch der Täter auch ihre Ställe ins Visier nehmen.

„Wir sind sehr vorsichtig, sehen zu, dass unsere Adressen nicht bekannt werden. Unsere Ställe haben wir gut gesichert”, sagt Marlis Allstädt. Von außen könne man ihre 35 Ställe nicht einsehen. „Was ich an dem Ganzen nicht verstehe – das war doch immer mitten im Wohngebiet. Warum da keiner was mitgekriegt hat.”