Heute ist der "Europäische Tag der Logopädie". Wittener Experten bieten deshalb Interessierten die Möglichkeit der telefonischen Beratung rund ums Thema Sprech- und Sprachstörungen. Probleme in diesem Bereich nehmen zu Interview mit zwei Logopäden

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mit den Wittener Logopäden Claudia van Treeck (48) und Holger Többen (37).

Was halten Sie von Delfin 4?

van Treeck: Zunächst einmal - das ist kein Test, sondern eine Art Screening, eben eine Sprachstandserhebung. Allerdings ist es ein nicht standardisiertes Verfahren, mit dem man nur sehr grob etwas untersuchen kann. Und für uns ist das auch gar nicht gedacht, denn es geht darum, zu erkennen, welche Wortschatzschwierigkeiten sprachgesunde Kinder haben. Die können dann ja im Kindergarten gefördert werden.

Wie werden die Kinder dort gefördert?

Többen: Das ist sehr unterschiedlich und bis jetzt auch noch schwer leistbar, denn Delfin 4 war letztes Jahr ein absoluter Schnellschuss und wurde auch jetzt nur wenig modifiziert. Manche Erzieherinnen haben dafür eine Schulung gemacht. Wenn aber in einer Einrichtung z. B. nur ein oder zwei Kinder auffällig wurden, dann wurde auch gar nicht reagiert. Das ist aber nicht den Kindergärten anzulasten. Und prinzipiell halten wir es für eine gute Sache, dass Sprache schon vor der Schule gefördert wird.

Eine Gefahr besteht allerdings darin, dass nun viele denken: Das Kind wird in der Kita gefördert, dann ist ja alles gut - doch das reicht oft nicht. Oder Eltern denken: Mein Kind ist durchgekommen, also ist alles in Ordnung. Doch Delfin 4 ist ja nicht primär dazu da, echte Sprachstörungen zu erkennen.

Welche können das sein?

van Treeck: Artikulationsstörungen, Sprachentwicklungsverzögerungen, Stottern, zunehmend behandeln wir auch Schluckstörungen.

Was hat sich da in den letzten Jahren verändert?

van Treeck: Der sprachtherapeutische Bedarf steigt ganz klar. Es gibt immer mehr schwere Fälle, wo Kinder mit drei Jahren noch nicht sprechen können oder mit sechs nur Zweiwortsätze kennen.

Wo liegen die Ursachen?

Többen: Es gibt immer mehrere. Zunächst mal leben die meisten nicht mehr in einer Großfamilie - da gab es immer eine Bezugsperson für das Kind und das ist ganz wichtig fürs Sprechenlernen. Natürlich spielt der Fernsehkonsum eine Rolle, es werden zu wenig Gesellschaftsspiele gemacht, zu wenig Bücher vorgelesen. Dazu kommt fehlende Bewegung - Sprache beruht schließlich auf der Gesamtentwicklung. Manchmal müssen wir den Eltern solche Dinge wirklich genau erklären.

Wann kommen die meisten zu Ihnen?

van Treeck: Mit vier, fünf Jahren, wenn so langsam das Thema Schule in Sicht kommt, denn Sprachprobleme bringen natürlich auch Probleme beim Schreiben mit sich. Grundsätzlich gilt: Wenn ein Kind früh kommt, dann können wir mit wenig Therapie ganz viel in Gang setzen. Die Hauptsprachentwicklung läuft zwischen anderthalb und dreieinhalb Jahren ab. Eltern haben meist das beste Gespür für ihr Kind und wenn sie irgendwie unsicher sind, sollten sie sich an einen Experten wenden, denn manchmal wächst sich eine Störung eben nicht so einfach aus.