Die Fachcenter-Kette Bauhaus, die europaweit 190 Filialen hat, eröffnet am Montag offiziell ihre erste Niederlassung in Witten.
Gestern noch Industriebrache, heute Heimwerkerparadies: „Bauhaus” steht in den Startlöchern für die Eröffnung seiner ersten Niederlassung in Witten. Mit 19 000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist auf dem ehemaligen Siemensgelände (später Vogt/Wittronic) der mit Abstand größte Baumarkt entstanden, den es je in der Ruhrstadt gab. Entschuldigung, da war es wieder, das böse Wort, bei dem einem „Bauhaus”-Geschäftsführer Heinz-Dieter Konrad sofort ins Wort fällt. „Wir eröffnen am Montag keinen Baumarkt”, betont er. Mörtel, Steine, Tapeten, Farbe, Fliesen, Laminat, Teppiche - was bitteschön, ist Bauhaus dann? Der Konzern aus Mannheim nennt seine inzwischen 130 Filialen in Deutschland „Fachcentren”. Man will kein Billigmeier auf der grünen Wiese sein, sondern setzt durchaus (auch) auf den gehobenen Geschmack. In der Bäderabteilung finden sich sogar Fliesen von Joop. Und die Jacht, die gleich vorne im Eingang beim Bootszubehör steht, die könnte man - zumindest theoretisch - auch kaufen. Wobei das Schiff geliehen ist, wie Geschäftsleiter Jörg Michalski einräumt. Zu haben ist in jedem Falle das Schlauchboot dahinter. Die „Nautik”-Abteilung ist eine von 15 Fachabteilungen, die sich auf die riesige ehemalige Wittronic-Halle verteilen. Ganz rechts vom Eingang liegt das Gartencenter, der 4000 qm große „Stadtgarten”, ganz links der 5000 qm große Drive-in. Drive-in - das kennen viele nur von ihrer Schnellrestaurantkette: reinfahren, Burger kaufen, zahlen und wieder raus. Bei Bauhaus funktioniert's ähnlich: reinfahren, Terrassendielen kaufen, zahlen und wieder raus. Alles, was groß und sperrig ist und sofort in den Wagen soll, bekommt man im Drive-in. Ansonsten stehen draußen 500 Parkplätze für Kunden zur Verfügung, die nicht nur aus Witten, sondern aus dem ganzen EN-Kreis, Bochum oder Dortmund an die Brauckstraße kommen sollen. Weil mit Ostermann gleich ein zweiter Gigant für schöner Wohnen gegenüberliegt, hagelte es Proteste aus den Nachbarstädten, allen voran von Mitbewerbern wie Hornbach. An so manche „Störgewitter” erinnerte Geschäftsführer Konrad denn auch gestern vor geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Er vergaß nicht, den verschobenen Zeitplan zu erwähnen. Eigentlich wollte man schon im Dezember eröffnen. Doch Asbest und Bombenfunde zogen die Sache (u.a.) in die Länge. Jetzt soll alles gut werden: 130 neue Jobs geschaffen, 17 Mio investiert und eine Autobahn gleich vor der Haustür: Den Rettungsring aus der Abteilung für Bootszubehör braucht Heinz-Dieter Konrad wohl so bald nicht.