Junge Union diskutierte nach Testkäufen mit Vertretern der Stadt sowie Sucht- und Drogenberatung

Der Alkoholkonsum bei Jugendlichen in Witten hat deutlich zugenommen. Das sagte Dirk Bannasch von der Sucht- und Drogenhilfe des Diakonischen Werks bei einer Diskussion im Ratskeller. Vorbeugende Maßnahmen gebe es viele. An der Umsetzung in der Praxis mangele es aber.

"Die schütten das weg wie andere Sprudelwasser", so charakterisierte Dieter Janz vom Jugendamt das Konsumverhalten von Jugendlichen. Die Zahl der betrunkenen Jugendlichen sei nicht gestiegen. Es werde jedoch massiver getrunken. Ein erschreckendes Beispiel war in diesem Jahr ein 13-jähriges Mädchen, das mit 1,2 Promille auf dem Rathausplatz aufgegriffen wurde.

In so einem Fall führt das Jugendamt dann Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Familien. Bei 70 bis 80 Gesprächen pro Jahr haben Janz und seine Kollegen festgestellt, dass diese Jugendlichen aus allen sozialen Schichten kommen. "Das sind liebe, nette Kinder. Meistens ist im familiären und sozialen Bereich sogar alles in Ordnung", so Janz.

Damit es erst gar nicht soweit kommt, dass das Ordnungsamt oder die Polizei die Jugendlichen aufgreifen muss, wollte die Junge Union die Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam machen. Deshalb schickten sie vor einigen Wochen Jugendliche (mit Erlaubnis der Eltern) zum Alkohol-Testkauf in Wittener Läden. In vielen hatten sie "Erfolg".

Vorbeugung wird in Witten schon jetzt großgeschrieben: Die Sucht- und Drogenhilfe des Diakonischen Werks bietet zum Beispiel insbesondere für Schulen eine Sucht- und Drogenberatung an. Außerdem hat sie zusammen mit dem Jugendamt, der Arbeiterwohlfahrt in Wetter und der Jungen Union das "Netzwerk Suchtvorbeugung" gegründet. Ziel ist es, ein flächendeckendes Konzept für präventive Angebote in Witten zu entwickeln. Als ersten Schritt gab es am Freitag die zweite Auflage des Mitternachtsfußballs in der Husemannhalle - natürlich alkoholfrei.

"Es geht darum, ein genussfähiges Konsumieren hinzukriegen", so Suchtexperte Bannasch. Die Fälle, die bei den Ämtern landeten, seien nur die Spitze des Eisbergs. Die Dunkelziffer sei hoch.