„Wohnungsgenossenschaften”, sagt Hannelore Lopau, „gelten als antiquiert und verstaubt”. Sie darf das als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Witten–Ost behaupten. Denn die geht neue Wege.

Für den Bau von 30 Wohneinheiten im Siedlungsgebiet an der Ecke Rüdinghauser Straße/Kantstraße hat sie in Abstimmung mit der Stadt einen Architektenwettbewerb ausgelobt.

Als „hochqualifiziertes Verfahren” bezeichnete Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke das beispielhafte Vorgehen der Genossenschaft. Sie habe sich wirklich Gedanken gemacht, wie der Bestand behutsam weiterentwickelt werden könne – eine schwierige Aufgabe in einer historisch gewachsenen Siedlung.

Der stellten sich zehn hochkarätige Teams aus NRW. Letzten Freitag tagte die Jury – und konnte sich nicht für einen Sieger entscheiden. Deshalb vergaben die Experten – Vertreter der Wohnungsgenossenschaft sowie der Stadt, außerdem Architekten, Stadtplaner und Denkmalschützer – zwei zweite Preise: an das Dortmunder Büro Bathe +Reber sowie an die Kölner Architekten Schaller/Theodor. Entscheidend bei der Beurteilung, so Wettbewerbskoordinator und Architekt Hartmut Welters, waren neben dem Energieaspekt und der Berücksichtigung der Betriebskosten außerdem die Fragen: Wie kann sich der Neubau einfügen? Und: Welche neue Wohnqualität entsteht?

Beide Konzepte überzeugten durch die gelungene Integration in das vorhandene Siedlungsbild. Der Dortmunder Entwurf sieht längliche Passiv-Häuser vor. Verschiedene Gebäude bilden ein Ensemble mit L-förmigem Zwischenraum. Die Wohnungen sind barrierefrei, 52 bis 115 qm groß und haben viele Fenster. Verfeinert werden könne etwa der Grundriss, befand die Jury. Das offene Treppenhaus berge Probleme.

Einen engen Bezug zum benachbarten Gemeindezentrum der St. Vinzenz von Paul-Kirche stellen die Kölner Architekten her. Das strenge Grundrisssystem kann je nach Bewohnerzahl variiiert werden. Die Baukörper sind kompakt und besitzen große, nach Süden ausgerichtete Fensterfronten. Zu viel Glas: Das könne Probleme bei der Reinigung geben, so die Jury.

Beide Büros sollen ihre Entwürfe nun überarbeiten, dann wird neu entschieden. Der Baubeginn ist für 2009, spätestens 2010, geplant. Bis dahin müssen noch zwei Häuser abgerissen werden und fünf Mietparteien umziehen.