Mit Blumen wurde am Dienstagvormittag (25.11.) Gudrun Knopp als erste Patientin in der neuen Zahnklinik empfangen. Aufgeregt war sie höchstens wegen der noch anstehenden Behandlung.

Wie im Kreis reiht sich Behandlungszimmer an Behandlungszimmer. Bei der Besichtigung der Gebäude geht es im wahrsten Sinne des Wortes rund - entsprechend der Form der vier Zylinder des Zahnmedizinisch-Biowissenwschaftlichen Zentrums (ZBZ), dessen Hauptmieter die Zahnklinik der Uni mit rund 1400 qm ist. Das entspricht knapp der Hälfte der Gebäudefläche.

Die Atmosphäre – alles ist neu und funktional. Die kleinen Behandlungsräume sind modern-schlicht und mit neuester Medizintechnik ausgestattet, etwa Monitoren direkt am Behandlungsstuhl, auf dem sich der Arzt das soeben dreidimensional und digital erstellte Röntgenbild ansehen kann. Auch der Patient hat Vorteile davon: Die Strahlung sei deutlich geringer und die Behandlung werde durch das Röntgen nicht lange unterbrochen.

Helle Schränke, graue Behandlungsstühle, die bis in die Liegeposition heruntergefahren werden, ein kleines weißes Waschbecken, ein paar Geräte – so gleicht sich Zimmer für Zimmer. Die Wartezonen liegen zwischen den einzelnen Abteilungen. Dort riecht es noch neu, aber nicht nach Zahnarzt. Die ersten Patienten haben bereits in den grauen, leicht geschwungenen Sofas Platz genommen.

Fünf Ärzte für jede der vier Abteilungen, 32 Behandlungsstühle – davon 20 für die Forschung, zwölf für die Lehre – sowie 80 bis 90 Mitarbeiter: Die Zahnklinik ist zwar umgezogen, doch größer geworden sei sie nicht, versichert Oberarzt Dr. Eckhard Busche (42). „Wir werden eher kleiner, da wir einen Behandlungsstuhl weniger haben.” Um die Behandlungsaktivitäten und die öffentlichen Fördergelder war bekanntlich ein Streit mit den niedergelassenen Zahnärzten entbrannt, der bis heute noch nicht ganz beigelegt ist. Jetzt wird aber nur noch hinter verschlossenen Türen miteinander gesprochen. Erster Ansprechpartner ist hier nicht einmal die Klinik, sondern das ZBZ insgesamt, ein 18-Mio-Projekt, das mit knapp zwölf Mio an öffentlichen Mitteln immer wieder in die Schusslinie der niedergelassenen Zahnärzte geriet.

Fast-Pleiten, Pech und Pannen begleiteten denn auch die Bauzeit des ZBZ. In deren Verlauf wurden mehrere Geschäftsführer ausgetauscht und Fördergelder in Millionenhöhe wieder herausgerechnet, weil zwölf der Behandlungsstühle nach einem Landesgutachten nicht mehr als förderwürdig galten. Hier musste die Stadt als Hauptgesellschafterin des ZBZ mit einer auf elf Mio Euro erhöhten Bürgschaft in die Bresche springen. Die Genehmigungs- und Bauphase sei ja doch sehr lebhaft gewesen, erklärte Bürgermeisterin Leidemann bei ihren guten Wünschen zum Start des ZBZ.

Und wie finden die Patienten und Mitarbeiter die neue Klinik? „Das Gebäude gefällt mir”, sagt eine Patientin, die ihren Namen nicht nennen will. „Wir sind gut ausgestattet”, meint eine Mitarbeiterin. In den einzelnen Behandlungsräumen hätte sie sich aber etwas wärmere Farben, eine schönere Atmosphäre gewünscht.

Rund 15 000 Fälle zählt die Zahnklinik im Jahr. Einerseits werden dort die Zahnmedizinstudenten der Uni praktisch ausgebildet, andererseits wird klinische Forschung betrieben. Dr. Busche verspricht sich gerade von der Zusammenarbeit mit Unternehmen des Technologiecenters ZBZ gute Ergebnisse. „Je enger die Abstimmung mit Laborpartnern ist, desto zuverlässiger sind diese Resultate”, sagt er. Das erste Dentallabor ist schon eingezogen, am 5. Dezember wird das ZBZ offiziell eröffnet.

Weitere Vorteile sieht Busche in der neuen Ausstattung, etwa den „Super-Computern”, die eine interdiziplinäre Zusammenarbeit ermöglichten und den berechtigten Personen den Zugriff auf die Patientendaten ermöglichten. So könne klar identifiziert werden, wer für die Forschung und wer für die Lehre bestimmt sei. Eine Art „Vorsortierung” soll schon bei der Anmeldung erfolgen.

Aktuelle Forschungsprojekte gebe es auch, etwa mit der Deutschen Forschungsgesellschaft und 13 anderen Unis zu verkürzten Zahnreihen, erläutert Busche. Anders ausgedrückt: „Wieviele Zähne braucht der Mensch zum Kauen?”