Die Depression nach der Geburt des Kindes ist ein Tabuthema in der Gesellschaft. Über das ausbleibende Mutterglück spricht man lieber nicht - dabei ist eine Therapie dringend notwendig. Pro Familia und Kulturbüro zeigen zu diesem Thema den Film „Das Fremde in mir”

Wie spricht man über das Unaussprechliche? Wie kann es sein, dass eine junge Mutter angesichts ihres Neugeborenen Zweifel, Leere und Hilflosigkeit fühlt, statt im siebten Himmel zu schweben? In ihrem Film „Das Fremde in mir” schildert Regisseurin Emily Atef den Kampf einer Mutter gegen die postpartale (nachgeburtliche) Depression und für die Bindung zu ihrem Kind.

Durch einen Bericht im Radio wurde Pro Familia-Mitarbeiterin Petra Schieferstein Kosthöfer auf den Film aufmerksam, der im vergangenen Jahr erfolgreich auf Festivals, zum Beispiel in Cannes, gezeigt wurde. Sie regte an, den Film auch in Witten zu zeigen. Hans-Werner Tata vom Kulturbüro ließ sich begeistern und nahm „Das Fremde in mir” ins Programm des Wittener Kulturforums auf.

Am Donnerstag, 29. Januar, wird der Film gleich zweimal, um 18 und um 20 Uhr, an der Ruhrstraße 86 gezeigt (Karten kosten fünf Euro). Im Anschluss an die erste Vorstellung stehen Ärztinnen der Pro-Familia-Beratungsstelle, die sich speziell mit dem Thema „Baby-Blues” beschäftigen, für Diskussionen bereit.

Jede fünfte Frau soll laut Statistik nach der Geburt eine Phase tiefer Niedergeschlagenheit und Überforderung erleben. „Es ist eines der letzten Tabuthemen”, sagt Ärztin Angelika Merkl. Wenn die Mutter nach der Geburt ihres Babys depressiv werde, seien die Angehörigen oft überfordert, die Frauen selbst hilflos. Dass an den ersten Tagen noch Tränchen fließen, werde als normal angesehen. „Dann muss man aber die glückliche Mutter sein”, meint Sybilla Aßmann, Leiterin der Beratungsstelle an der Annenstraße 120. Ziel von Pro Familia: „Aufmerksam machen, damit die Frauen nicht allein gelassen werden”. Ihre Hoffnung: „Vielleicht erkennen sich manche Frauen im Film wieder, oder die Probleme, die sie bei anderen erlebt haben”, sagt sie. ne