„Ich hatte keine Lust mehr, einfach nur unbekleidete Menschen zu fotografieren”, sagt Norbert Dähn und grinst. Der Foto-Designer ist seit mehr als 30 Jahren als Bodypainter aktiv.
„Die 21-jährige Meike gähnt, während der Künstler sie mit Theaterschminke bemalt. Meike trägt eine grüne Hose, während Norbert Dähn ihr eine weiße Bluse an den Körper tupft. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass auch die Unterbekleidung aus Farbe und nicht aus Stoff ist. Doch obwohl Meike völlig nackt in dem Atelier von Dähn steht, fühlt sie sich, als trüge sie Kleidung. Dähn liebt das Spiel mit dem Nacktsein, die erotische Symbiose, wie er sagt. Doch sofort betont er: „Beim Pinseln ist die Erotik ausgeblendet. Im Moment ist Meike für mich nur eine Leinwand.” Die junge Frau fühlt sich sichtlich wohl und keineswegs bedrängt von dem grauhaarigen Wittener. Sie zündet sich eine Zigarette an, während Dähn ihr Dekolletee bemalt. „Ich fasse dich an, aber ich fasse dich nicht an”, sagt Dähn immer den Modellen, ob Profi oder Amateur. Denn neben Pinsel und Schwamm verteilt er die Theaterschminke auch mal mit dem Finger. Falls es seinen lebenden Leinwänden während der Bemalung unangenehm wird, können sie jederzeit abbrechen, sagt Dähn. „Doch bisher wollte jede Dame das Ergebnis sehen”, sagt der ruhige 54-Jährige. Männer bemalt er übrigens auch, aber „die müssen gut durchtrainiert sein, bei Frauen ist das nicht ganz so wichtig”, so der Bodypainting-Profi. Der Autodidakt Dähn gestaltet und fotografiert nicht nur in seinem Atelier. Er hat bereits Seminare für rund 650 Hobby-Fotografen gegeben und nimmt seine Modelle mit auf große Messen. „Bei öffentlichen Veranstaltungen tragen die Mädels immer einen Slip und als Erstes bemale ich die Brüste”, sagt Dähn. Dabei schirmt er seine Damen am Anfang vor allzu neugierigen, weniger kunstinteressierten Blicken zunächst ab. „Wenn da mal dumme Kommentare aus dem Publikum kamen, gab's auch 'n böses Wort zurück”, erzählt der ehemalige Gaststätten-Besitzer und Versicherungskaufmann. Bei all der nackten Haut und den Profi-Farben, „die einen auch arm machen können”. steht für Dähn immer noch das Fotografieren im Vordergrund. „Bodypainting ist Mittel zum Zweck” für den international bekannten Künstler. Auf seinen Bildern ist viel nackte und bemalte Haut zu sehen - seine Modells hantieren auch mal mit Leder-Peitschen in urigen Industriehallen oder abbruchreifen Häusern. Aber niemals erschlägt Dähn den Betrachter mit sexuellen Einsichten. „Das, was man nicht sieht, was man sich denken muss, ist viel spannender.”