Erfolgsstory des amerikanischen Musikers begeistert im Saalbau 400 Zuhörer. Einige tragen Westernhemden, Pferdeschwanz, Pony oder wuchtige Petticoats. Saxophonist tanzt bis in die Sitzreihen.

Peppige Westernhemden, wuchtige Petticoats mit Blümchenmuster und dazu einen Pferdeschwanz mit hoch toupiertem Pony. So sahen nicht nur Mitglieder des 20-köpfigen Ensembles aus, das auf der Saalbaubühne am Samstagabend die „Bill Haley Story” musikalisch erzählte, sondern auch Teile des Publikums. Einige der rund 400 Leute hatten sich stilecht in Schale der 50er Jahre geworfen. Und bei dem eingängigen Sound des damals als „Teufelsmusik” verschrienen Rock 'n' Rolls hielt es die Zuschauer nicht auf den Plätzen. Die Gänge wurden zum Tanzparkett umfunktioniert. Selten erlebte man das Saalbau-Publikum so ausgelassen.

Ein gelb-schwarz kariertes Jackett, eine schwarze Fliege, Lackschuhe und eine Frisur Marke Wellenreiter: Passend gestylt nahm der Moderator das Publikum mit auf eine Reise in die 50er Jahre, in die Zeit des Western Swing, des Country Boogie und des Rock 'n' Rolls natürlich. Die Darsteller boten amerikanisches Entertainment pur: mal wilde Bühnenakrobatik der Musiker, wenn sich der Bassist auf sein Instrument legte und die Saiten zupfte, und gut choreographierte Tanzeinlagen mit Po-Wackeln, Händeklatschen und Fingerschnippen. Das war höchst ansteckend.

So nebenbei traf man auf die Stars, die Haley begleitet haben – darunter Alan Freed, Little Richard und Catarina Valente. Bill Haley, der Mann mit der drapierten Locke auf der Stirn, immer mit dabei. Um das Ambiente perfekt zu machen, sprach er nur auf Englisch zum Publikum, dazwischen auch ein paar Brocken auf Deutsch.

Zwischen fetzigen Beats beschreibt der Moderator witzig-charmant und überhaupt nicht langatmig die Höhepunkte aus dem Leben des „Vaters des Rock 'n' Rolls”. So erfuhren alle, die es noch nicht wussten, dass der Song „Rock Around The Clock” über Nacht auf Platz Eins der US-Charts schoss und sich dort acht Wochen hielt. Dabei hatte Haley damals nur 30 Minuten Zeit, den Song einzuspielen. Der Tontechniker mischte aus nur drei Tracks den Hit.

Imposant war das minutenlange Solo des Drummers, der mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit die Sticks auf Trommel, Becken und Co hämmerte. Doch nicht nur das sorgte für Stimmung im Saalbau. Der Saxofonist ging durch die Reihen, balancierte auf dem Gestänge des Orchestergrabens und lief ganz unkonventionell über die Sitze. Es ging sogar so heiß her, dass die Verkleidung der Scheinwerfer auf der Bühne abfiel: Ganz so wie zu Bill Haleys Zeiten - Rock 'n' Roll eben.