Sagen wollen die Mitarbeiter nichts. Vielmehr: Sagen dürfen sie nichts. Die Zentrale von SinnLeffers hat sie eingenordet, keinen Kommentar zur Situation des Modegeschäfts abzugeben. Und das tun sie dann auch mit entschiedener Konsequenz.
Der heutige Insolvenzantrag der Bekleidungskette - natürlich ist es ein Thema in der Wittener Filiale, einer von 47. Das spürt man. In der ersten Etage ist es am Mittwoch gegen 16.45 Uhr leer. Zwei Mitarbeiterinnen nutzen die Gelegenheit, um am Ende des Ganges, der die Herrenanzüge flankiert, die Köpfe zusammenzustecken. Über die neueste Mode wird es kaum gehen, die Mienen sind finster ob der drohenden Arbeitslosigkeit und der Filialschließung, die wie ein Damoklesschwert über Sinn-Leffers schwebt. Kommt ein Kunde, setzen sie ihr freundliches Verkäuferlächeln auf. Die Show muss ja weitergehen. Das Geschäft bleibt weiter geöffnet.
„Mich hat es sehr überrascht, weil Sinn ein etabliertes Unternehmen in Deutschland ist.” Den Kunden – wie Anja Czybulka – hat es die Sprache nicht verschlagen, höchstens im übertragenen Sinne aufgrund der Insolvenz-Nachricht. „Dann hätten wir ja in Witten gar nichts mehr”, so Czybulka weiter. Würde die Filiale schließen, müsste sie in den Ruhrpark ausweichen. „Sonst haben wir ja fast nur Ramschläden hier.”
Wenn Ingrid Hossner in Witten ist, nutzt sie häufiger mal die Gelegenheit, in dem Wittener Modegeschäft vorbeizuschauen, „weil es das bei uns nicht mehr gibt”. In Dortmund, da wo sie wohnt, ist das Unternehmen nämlich „schon lange weg”.
Für die 23 Mitarbeiter in Witten geht das Hoffen und Bangen weiter. „Eine Meinung habe ich schon, aber Ihnen gegenüber werde ich sie nicht kundtun”, sagte eine Verkäuferin im Erdgeschoss auf Nachfrage und bittet den Reporter mit diesen Worten hinaus. Freundlich, aber mit entschiedener Konsequenz.
Auch der Zentralbetriebsratsvorsitzende in Hagen hält sich bedeckt. „Zu einzelnen Standorten können wir noch nichts sagen”, erklärt Klaus Besten. Und schiebt dann noch einen Satz hinterher: „Der Insolvenzverwalter entscheidet, was passiert.”
Die hohen Mieten seien ein Problem, sagt Pressesprecher Jörg Nolte in Bezug auf das Gesamtunternehmen. „Von hundert Euro Umsatz zahlen wir 15 Miete.” In Witten hat das Hagener Unternehmen eine große Immobilie an der Bahnhofstraße angepachtet.
Die Mitarbeiter - bis zu 70 Prozent will man halten - bekommen jetzt für drei Monate Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit. Es entspricht ihren Nettolöhnen. Im November wird mit der Entscheidung gerechnet, was aus Sinn-Leffers wird - ob die Sanierung gelingt und welche Mitarbeiter gehen müssen. Denn einige Filialen, daran lässt Firmensprecher Schulte keinen Zweifel, werden geschlossen.