Sechs Kleingartenvereine gibt es in Witten. Das macht rund 500 Parzellen, auf denen die Bürger pflanzen und mähen und sich dabei prima erholen. Was den Reiz solch einer Anlage ausmacht und was es bedeutet, Kleingärtner zu sein, erfuhren wir im Verein Annen-Süd.
Einen Tag nach dem großen Sommerfest im Kleingartenverein Annen-Süd glänzt die Anlage schmuck im Sonnenschein. Nur ein einsamer Getränkewagen auf der Wiese vor dem Vereinsheim zeugt von der dreitägigen Feier. „Die war ein Bombenerfolg”, sagt Wolfgang Giesecke, der 2. Vorsitzende. Dass alles schon wieder tipptopp aufgeräumt aussieht, liege daran, dass alle fleißig mitgeholfen haben, erklärt Günter Eichler, der 1. Vorsitzende. Denn das gehört dazu, wenn einer eine Parzelle pachtet. Und das wollen in Witten immer mehr. „Dieses Jahr haben wir schon sechs neue Mitglieder bekommen. In den letzten drei Jahren waren es insgesamt bestimmt 20”, sagt Giesecke (62). Und in diesen Tagen stellt sich jemand für den derzeit letzten freien Garten vor. Ja, es sei schon so eine Art Vorstellungsgespräch, mit Rundgang übers Gelände und gegenseitigem Kennenlernen. Immerhin soll „der Neue” Teil eines Vereins werden, in dem jeder zwar seinen eigenen Garten zu pflegen, aber auch Gemeinschaftsstunden zu leisten hat. Dazu zählen der gelegentliche Thekendienst beim Frühschoppen am Sonntag, die Instandhaltung der Wege oder eben Aufräumaktionen. Die meiste Zeit nehme natürlich der Garten in Anspruch. Der ist in „Annen-Süd” durchschnittlich 400 Quadratmeter groß und bietet damit genug Raum zur relativ freien Entfaltung. „Die Regeln sind etwas lockerer geworden”, sagt Eichler. Der 70-Jährige zählt ein paar Dinge auf, die das Bundeskleingartengesetz dennoch vorschreibt: Der umbaute Raum darf 24 Quadratmeter nicht überschreiten und mindestens zehn Prozent der Fläche müssen Nutzgarten sein. „Früher war das ein Drittel.” Wichtigste Grundvoraussetzung für Neumitglieder: „Spaß an der Arbeit im Grünen”, die für echte Kleingärtner nicht als solche zählt. Günter Eichler ist da ein Vorzeigeexemplar, einer, der sich vor allem draußen wohlfühlt: Seine Parzelle hat sich in über 20 Jahren zum kleinen Paradies entwickelt, in dem 70 Fuchsienarten blühen und vom Grünkohl bis zum Sellerie viel Nahrhaftes wächst. Hauptsächlich Gemüse bauen die russischen und polnischen Mitglieder an. Doch einen Trend zum Kleingarten aus Kostengründen, den könne er nicht erkennen, so Eichler. Familien mit kleinen Kindern zum Beispiel wissen andere Vorteile solch einer Anlage zu schätzen: „Wo sonst können Sie Kinder bedenkenlos mit dem Rad fahren lassen?” Auch seine Enkelin (7) habe das hier gelernt. Überhaupt besucht sie den Opa gern im Garten: „Hier hat sie Platz zum Spielen und Matschen.” Und: „Wir haben uns vorgenommen, noch mehr für die Kinder zu machen”, verspricht Günter Eichler. Denn die Zeiten, „in denen wir froh waren, wenn wir 60-Jährigen einen Garten andrehen konnten”, die sollen endgültig vorbei sein. „Wir brauchen den Nachwuchs.” Damit auch das nächste Sommerfest ein Fest der Generationen wird.