Der Pianist Nikolai Tokarev war vor nicht allzu langer Zeit noch ein Talent unter vielen. Dann kam, rasant, der Aufstieg in die Spitzengruppe der jungen Pianisten. Jetzt spielte er mit der Prager Kammerphilharmonie im Saalbau.

Heute genießt Tokarev, von der CD-Firma Sony gefördert, einiges an Popularität. Der Pianist stand nun im Mittelpunkt eines Konzertes der Kulturgemeinde.

Doch auch die anderen musikalischen Gäste hatten einiges zu bieten. Die Prager Kammerphilharmonie, die hier ohne Dirigenten auskam, empfahl sich als ein berauschend präzises Spitzenensemble. Im ersten Teil des Konzertes wurde Edward Elgars Serenade für Streicher von zwei Werken Johann Sebastian Bachs gerahmt. Der Auftakt mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 fiel ein wenig enttäuschend aus, Bachs Musik schnurrte fast schon etwas zu mechanisch ab. Da fehlte es an Flexibilität. Auch die Cembalistin hatte nicht ihren besten Tag.

Das fünfte Klavierkonzert von Bach konnte da schon eher überzeugen. Für Nikolai Tokarev, den Virtuosen, war es eine kleine Fingerübung, die er gleichwohl sensibel präsentierte. Besonders beeindruckend: das Largo mit seinen im Pizzicato tropfenden Streichern, denen Tokarev feinfühlig seinen Klavierklang untermischte. Zwischen diesen beiden Bach-Stücken machte sich Elgars Serenade, ein zartfühlendes Frühwerk und der Salonmusik nahe, wie ein auf der Zunge zergehendes After-Eight aus: Süße, mit etwas bitterer Melancholie gemischt.

Mit größter Perfektion gab dann die Kammerphilharmonie Edvard Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit” wieder. Ein viel gespieltes Repertoirestück, das hier gleichwohl hervorragend ausbalanciert erschien. Einfach vollendet. Als Höhe- und Schlusspunkt folgte dann das Klavierkonzert Opus 35 von Dmitri Schostakowitsch. Hier gesellte sich zu dem temperamentvoll und spontan agierenden Nikolai Tokarev der junge russische Trompeter Kirill Soldatov. Er hatte eine etwas undankbare Aufgabe, denn er musste nach dem ersten Satz mit seinem nicht unbedingt schweren Part bis zum Schluss auf seinen großen Auftritt warten.

Die Musik, die bleierne Schwere, aber auch zirkushafte, grelle Klänge zu bieten hat, macht Spaß. Tokarev darf hier sogar seine Unterarme aufs Klavier donnern lassen. Das Publikum im Saalbau war begeistert. Und der junge Piano-Star bedankte sich dafür mit einer kleinen Bach-Bearbeitung.