Über den Dächern der Stadt thront das Quartier Sonnennschein. Es liegt zwischen dem Crengeldanz, der Hörder Straße und dem alten WTV-Sportplatz. Seinen Namen erhielt es vom ehemaligen Bauernhof Sonnenschein, nach dem auch das gesamte Flurstück benannt wurde. Seit 1929 gehört der Sonnenschein zur Ruhrstadt.
Es ist ein gemischtes Wohngebiet. Mehrfamilienhäuser und kleine Eigenheime prägen das Straßenbild. Dazwischen gibt es sehr viel Grün – Gärten und Spielflächen. Früher fuhr eine Eisenbahn durch den kleinen Stadtteil. Vom Rheinischen Esel ist heute nur noch die Bahntrasse übrig. Dort verläuft heute der beliebte Radweg gleichen Namens. Am ehemaligen Haltepunkt Sonnenschein stehen bunt bemalte Betonbänke. Ein paar Schritte weiter erinnern Schienenreste und Signale an die Vergangenheit.
Melanie Ciftci (40) ist am Sonnenschein aufgewachsen. Vor knapp vier Jahren erwarb die Familie ein kleines Reihenhaus aus den Sechziger Jahren. Dort fühlt sich die vierköpfige Familie sehr wohl. „Wir sind Sonnenscheiner mit Haut und Haaren“, lacht die Mutter. „Wir haben hier sehr liebe Nachbarn. Einer hilft dem anderen. Wie es eigentlich sein sollte. In der heutigen Zeit findet man das eher selten. Und gerade das ist doch ein Stück Lebensqualität.“
Früher gab es noch einen kleinen Lebensmittelmarkt – für den kleinen Einkauf zwischendurch. Geblieben ist der Bäcker, der Kiosk Getränkeoase und ein Friseur. Die Sparkasse hat die Zweigstelle geschlossen. Tochter Aylin (9) und Sohn Serkan (13) haben im Quartier viele gleichaltrige Freunde.
Zum Urgestein gehört Heinz-Werner Pauk (84). Er lebt seit mehr als einem halben Jahrhundert hier oben bei der „Genossenschaft“. Er bedauert, dass die Nachbarschaft nicht mehr so ist – wie sie mal war. „Früher haben wir uns quasi den Besen aus der Hand genommen und dabei über Gott und die Welt geredet“, meint er nachdenklich. „Ich habe immer nach dem Rechten gesehen. Aber jetzt im Alter schaffe ich das nicht mehr. Heute macht das leider niemand mehr. Und die jungen Leute sind alle viel zu sehr beschäftigt.“
Auch Helene Kroll ist dem Sonnenschein viele Jahrzehnte treu geblieben. Aus gesundheitlichen Gründen ist sie im Quartier umgezogen. Vor der Haustür hat sie einen kleinen Vorgarten angelegt. Zur Freude der Nachbarn. Die Seniorin ärgert sich, dass man heute für den Einkauf immer mit dem Bus fahren muss. Sie findet es gut, dass wieder Kinderlachen zu hören ist. „Wenn die mal über die Stränge schlagen, dann sage ich ihnen die Meinung“, lacht sie.