Witten. . WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital zum Thema Herz bot den Zuhörern viel Information. Und dazu unterhaltsame Lebenshilfe für den Alltag.

  • 140 Zuhörer waren zum ausgebuchten WAZ-Medizinforum ins Wittener Marienhospital gekommen
  • Drei Mediziner informierten rund ums Thema Stress und Herz und boten dabei mehr als medizinische Fakten
  • Anschließend wurden noch viele Gespräche zu persönlichen Problemen geführt

Von Rainer Calmund bis Udo Lindenberg, von Aristoteles bis zum Iron Man: Zu einem sehr informativen und dennoch ausgesprochen unterhaltsamen Medizinforum luden WAZ und Marien-Hospital am Donnerstagabend. „Herz unter Stress“: Zu diesem Thema lieferten Prof. Dr. Martin Bergbauer, Dr. Andreas Pflaumbaum und Peter Nyhuis nicht nur medizinische Fakten, sondern auch ganz praktische (Über-)Lebenshilfe.

„Herzlich willkommen – das war noch nie so wörtlich wie heute gemeint“, begrüßte Moderator und WAZ-Redakteur Johannes Kopps die rund 140 Zuhörer im ausgebuchten Saal. Launig machte auch Prof. Martin Bergbauer weiter: „Herz und Stress? Von Herz versteh ich was – von Stress eigentlich nicht“, versicherte der Chefarzt. Seine Frage: Ist es eigentlich Stress, wenn die Arbeit Spaß macht? „Ich stelle die These auf: Stress ist etwas Gutes, wir brauchen ihn, um leben zu können.“

Stress gehört nicht zu den „stillen Killern“

Auch wenn viele glaubten, Stress führe zu Herzinfarkten: „Wir Ärzte sprechen doch eher von Diabetes, Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterin, Rauchen und Übergewicht.“ Das seien die wahren „Stillen Killer“. Und auch wenn Udo Lindenberg sage, der Auftritts-Stress habe ihn krank gemacht: „Bei seinem Zigarren-Konsum dürfen wir Kardiologen das bezweifeln.“

Aber natürlich gab auch Bergbauer zu: Neben dem guten, gesunden Stress, der uns produktiv macht, gibt es auch den schlechten: Lärm etwa führe zu Krankheiten. „Ein Riesenproblem heutzutage, denn den Lärm kann man oft nicht abschaffen.“ Allerdings sei es meist nicht der Stress, der zu Problemen führe, sondern die ungesunde Lebensweise, die ihm folgt: Nach der Arbeit mit der Tüte Chips aufs Sofa – das sei letztlich ein ungesunder Teufelskreis.

Familienmenschen leben besser und länger

Hoffnung allerdings konnte der Chefarzt allen Familienmenschen machen: Laut aktuellen Umfragen schützen Kinder vor Herzinfarkten. Patienten, die angaben, eine „liebevolle Ehefrau“ zu haben, hatten demnach ein 30 Prozent niedrigeres Infarkt-Risiko. Und was ist mit liebevollen Ehemännern? „Das wurde dabei leider nicht untersucht.“

Stress führt auch die Veränderungen im Gehirn, erläutert Chefarzt Prof. Martin Bergbauer.
Stress führt auch die Veränderungen im Gehirn, erläutert Chefarzt Prof. Martin Bergbauer.

Auch ein Hobby könne vor Herz-Stress schützen, ein Ehrenamt, Engagement und auch das: „Nicht zuviel darüber nachdenken, ob man Stress hat.“ Stattdessen zur Stressbewältigung lieber mal in die Vogelperspektive gehen, sich den Ärger quasi von oben anschauen – und dann nur über das ärgern, was man auch ändern kann.

Vorhofflimmern kann zu Schlaganfällen führen

Mehr medizinische Details nannte dann sein Kollege Dr. Andreas Pflaumbaum. Er erklärte, woran man Herzrhythmusstörungen erkennt, wie man sie therapieren kann und was sie so gefährlich macht: Es bestehe beim Vorhofflimmern die Gefahr, dass sich Gerinnsel im Herz bilden, die zu Schlaganfällen führen können. „Und das sind dann häufig sehr schwere Schlaganfälle.“

Einen kleinen Ausflug in die Geschichte machte schließlich Dr. Peter Nyhuis bei seinem Kurzvortrag zum Thema Burnout. Der Psychiater erzählte, dass der Ausgleich zwischen Arbeit und Muße schon bei Aristoteles und Thomas von Aquin ein Thema gewesen ist. Heute sei sicher: Stress und Depression steigerten das Risiko für Herzerkrankungen. „Positives Wohlbefinden schützt.“

Anschließend noch viele persönliche Gespräche

Noch lange nach dem offiziellen Ende standen die Zuhörer anschließend bei den Ärzten, um persönliche Fragen zu klären: Die richtige Medikamentierung, neue Therapien, Sorgen um einen Angehörigen – das waren die Themen. „Wir konnten aufklären, informieren und in einigen Fällen direkt Hilfe anbieten“, erklärte Nyhuis. Schließlich war das Thema des Abends auch für die Referenten: eine echte Herzensangelegenheit.

>>>INFOS ZUR DEUTSCHEN HERZSTIFTUNG

Ratgeber und Infos rund ums Thema Herz gibt es bei der Deutschen Herzstiftung (info@herzstiftung.de; 069/955128-0). Hier kann man auch kostenloses Informationsmaterial bestellen. Eine Fundgrube: die Homepage der Patientenorganisation unter herzstiftung.de. Außerdem bietet die Stiftung immer am ersten Mittwoch eines Monats von 18 bis 20 Uhr eine Sprechstunde mit Herzspezialisten an: 069/955128-200.

Zu empfehlen: der Experten-Ratgeber „Aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen heute“. Darin informieren Kardiologen, Herzchirurgen und Pharmakologen leicht verständlich über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei Herzrhythmusstörungen. Der Band für drei Euro in Briefmarken ist erhältlich bei der Herzstiftung e. V. oder unter www.herzstiftung.de/Herzrhythmusstoerungen-Sonderband.html

Kostenfrei sind dagegen die Stiftungs-Ratgeber zu Bluthochdruck, Cholesterin, Diabetes und psychischen Stress. Alle Ratgeber sind bei Angabe der gewünschten Titel erhältlich bei der Herzstiftung, 069 955128-400, E-Mail: bestellung@herzstiftung.de.

Und auch das gibt es auf herzstiftung.de: Testen Sie Ihr Herzinfarkt-Risiko bei „Herzinfarkt: Wie gefährdet sind Sie?“ in 13 Fragen, die man schnell beantworten kann.