Witten. Rosemarie Schmacke fiel auf die scheinbare Hilfsbereitschaft einer junge Frau herein. Die 78-Jährige konnte die Diebin aus der Wohnung drängen.

  • Rosemarie Schmacke fiel auf die scheinbare Hilfsbereitschaft einer junge Frau herein
  • Die 78-Jährige konnte die Diebin aus der Wohnung drängen
  • Polizei warnt: Verstärkt versuchen Täter, in die Wohnungen von älteren Leuten zu gelangen

„Das war so raffiniert, wie schnell das ging“, wundert sich Rosemarie Schmacke. Aufgeregt, empört, wütend ist die 78-Jährige immer noch, fast wäre sie das Opfer von drei Diebinnen in ihrer Wohnung geworden. Die Polizei warnt: der Trickdiebstahl in der Wohnung ist – nach dem Handtaschenraub – die häufigste Straftat, von der ältere Menschen betroffen sind. Verstärkt suchen zurzeit Tricktäter Senioren in ihren Wohnungen auf – auch in Witten.

Stets täuschen die Täter ihre Opfer, um sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen und zu stehlen. Was Rosemarie Schmacke am Mittwoch vor dem Mehrfamilienhaus an der Bonhoefferstraße passiert ist, ist dabei typisch:

Es regnete, als die Wittenerin mit ihrem Rollator vom Einkaufen zurückkam. Sie trug gerade die Einkäufe in den Hausflur, als sie von einer jungen Frau angesprochen wurde, die sich als Freundin eines Mieters ausgab. Die Frau bot an, die Einkäufe nach oben zu tragen. „Oben nahm sie mir den Schlüssel aus der Hand und sperrte die Tür auf. Und plötzlich sagte sie, sie muss jetzt Pipi.“ Schuhe ausziehen, das forderte Rosemarie Schmacke noch, aber während die Frau auf dem Klo ist, dachte sie: Warum geht sie denn nicht bei ihrem Freund? „Da schrillten bei mir die Alarmglocken.“

Zwei Frauen warteten im Hausflur

Offenbar wollte die Frau sie ins Innere der Wohnung locken. Aus dem Bad ging sie in die Küche, um ihre Tabletten zu nehmen. Rosemarie Schmacke wurde panisch: „Gehen Sie sofort hier raus“, schimpfte sie, auch als die Frau ihr vorwarf, sie habe nur helfen wollen. Schließlich kam es zum Gerangel, „die hat mich fest an den Armen gepackt“, sagt Rosemarie Schwacke. „Aber ich bin zwar alt, doch nicht dämlich. Ich bin richtig über mich hinausgewachsen.“ Der groß gewachsenen Seniorin gelang es, die Frau aus der Wohnung zu schieben.

Nicht sofort die Wohnungstür öffnen

„Diese Delikte gibt es immer wieder und das schauspielerische Talent dieser Trickdiebe ist unerschöpflich“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Die Täter täuschen eine Notlage vor, sie geben sich als offizielle Person (wie Stromableser) oder als Verwandte aus.

Für Trickdiebe gibt es nur ein Hindernis: die geschlossene Wohnungstür. Darum empfiehlt Schütte Türspion, Sprechanlage oder Sicherheitskette, das Hinzuziehen eines Nachbarn und genau zu überlegen, bevor man einen Fremden in die Wohnung lässt.

Man erreicht die Seniorensicherheitsberater unter 209 4040.

Später öffnete sie die Tür nochmals leise, und sah: drei weibliche Hände am Handlauf im Treppenhaus. Es waren also noch zwei Frauen dabei, die bereits auf ihren Einsatz warteten. Sie hätten die Wohnung durchsucht, während Rosemarie Schmacke in der Küche abgelenkt gewesen wäre.

Rosemarie Schmacke hat den versuchten Diebstahl angezeigt. Die Täterin konnte sie kaum beschreiben. „Sie sprach ein gebildetes Hochdeutsch, mit einem ganz leichten osteuropäischen Akzent.“ Die 78-Jährige erhofft sich von der Anzeige wenig, möchte mit ihrer Geschichte aber andere warnen. Auch Polizeisprecher Volker Schütte weiß von etlichen ähnlichen Vorkommnissen: „Tricktäter sind erfinderisch und schauspielerisch begabt. So denken sie sich immer neue Schachzüge aus.“ Den Glauben an die Hilfsbereitschaft hat Rosemarie Schwacke vorerst verloren: „Ich lass’ mir nicht nochmal was herauftragen.“