Im großen Luther-Jahr muss dem Reformator ja nicht nur zugejubelt werden. Die Ausstellung unter dem Titel „Drum immer weg mit ihnen!“ – ein Luther-Zitat – beleuchtet kritisch seinen „Sündenfall“ gegenüber den Juden. Bis zum 9. Dezember ist sie in der Annener Erlöserkirche an der Westfeldstraße zu sehen.
Die Schau besteht aus zwölf hohen Bild- und Texttafeln. Sie veranschaulichen aber nicht nur Martin Luthers intolerante und aggressive Haltung gegenüber dem Judentum seiner Zeit. Sondern sie zeigen auch, dass die Ausgrenzung der Juden schon viele Jahrhunderte vor Leben und Wirken des Reformators stattfanden. Und zwar nicht nur vereinzelt, sondern schrecklicherweise in gesellschaftlicher Übereinkunft. Bis zur rücksichtslos durchgeplanten und durchgeführten Massenvernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten war der Weg damit gar nicht so weit. Auch das verdeutlicht die in der Annener Kirche gezeigte Ausstellung.
Begleitet wird die Schau durch interessante Vorträge. So spricht Prof. Klaus Wengst am 28. November ab 19.30 Uhr über „theologische Judenfeindschaft als Geburtsfehler des Protestantismus“. Er meint: „Das Fatale an Luthers Aussagen gegen die Juden ist, dass sie aufs Engste mit theologischen Grundaussagen verbunden sind, ja mit diesen begründet werden.“
Am 5. Dezember, 18 Uhr, heißt es dann „Luther lesen und verstehen lernen“. Der emeritierte Theologie-Professor Günter Brakelmann von der Ruhr-Universität stellt an diesem Abend Luthers Schriften über die Juden, darunter auch seine berüchtigte „Von den Juden und ihren Lügen“ aus dem Jahr 1543, in den zeithistorischen Zusammenhang. Der Eintritt zu beiden Vorträgen in der Annener Erlöserkirche ist frei. Weitere Infos zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm gibt es bei Pfarrer Claus Humbert, 963310.