Witten. . Über Jahrzehnte waren die in den 60ern angelegten Gewässer verrottet. Nun wird das Naherholungsgebiet ökologisch saniert. Borbach fließt dann frei.

  • Über Jahrzehnte waren die in den 60ern angelegten Gewässer verrottet.
  • Nun wird das Naherholungsgebiet ökologisch saniert.
  • Borbach fließt dann frei. Für die Teiche ist es das endgültige Aus

Unzählige Wittener ließen hier beim Blick übers Wasser die Seele baumeln oder wandelten auf dem bewaldeten Pfad zwischen den charmanten kleinen Wasserflächen: Die in den 60er Jahren angelegten „Drei Teiche“ im Buchenholz gehörten zu Wittens beliebtesten Naherholungsgebieten – bis sie versumpften, verlandeten, verrotteten.

Nun wird das Gelände endlich ökologisch saniert – die beliebten Teiche (oder was von ihnen übrig ist) kommen allerdings komplett weg.

Abgesehen davon, dass die Stauanlagen und Böschungen marode seien, sei die gesamte Teichanlage unter heutiger ökologischer Sichtweise nicht mehr zeitgemäß, heißt es von der Stadt und hinzugezogenen Experten. „Die meterhohe Staumauer am Abfluss des größten Teiches ist beispielsweise ein Wanderhindernis für Fische und Kleinstlebewesen, die hier den Borbach hinaufziehen wollen“, sagt Dr. Annette Schöne-Warnefeld vom Bommeraner Büro Viebahn Sell. Das ist auf Landschaftsplanung, Gewässerentwicklung, Artenschutz spezialisiert.

Rampe würde 100 Meter lang

Würde man an der hohen Staumauerstelle eine Rampe bauen, damit die Tiere bachaufwärts kämen, müsse diese rund 100 Meter lang werden, so die Biologin. Auch aus einem anderen Grund sei es nicht sinnvoll, dass der Bach direkt durch die Teiche fließe: „Die Tiere brauchen die Strömungssituation. Das Leben in den Teichen ist aber ganz anders“, erklärt die Biologin.

Darüber müssen sich die Fische bald keine Gedanken mehr machen. Denn der Borbach soll künftig wieder „mäandern“, sich frei durch das ehemalige Teich-Gelände schlängeln, wie er das weiter abwärts oder einige hundert Meter vor dem Hammerteich bereits seit Urzeiten gewohnt ist. Dazu wird, vor allem aus dem letzten großen Teich, allmählich das Wasser abgelassen. Der Abschlussdamm wird abgerissen, an den Ufern soll sich bachtypische Auenvegetation ansiedeln. Weiter oben wurden bereits Fichten abgesägt, dort soll ein Auenwald aus Erlen entstehen. Ein kleiner Überlauftümpel soll zudem Amphibien wie Grasfrosch oder Erdkröte als Fortpflanzungsstätte dienen. Ein neuer Fußweg zur Querung des Tales wird angelegt, die Sitzbänke bleiben. „Wir entfernen nicht einfach die Teiche, sondern schaffen ein neues Gesamtbild“, erklärt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

Rund 250 000 Euro betragen die Gesamtkosten, der Bescheid über die 90-prozentige Landesförderung liegt vor. Der Umbau des 350 Meter langen und etwa 100 Meter breiten Gebietes erfolgt in zwei Etappen, Start ist Anfang Dezember.

Bereits am Samstag, 12. November, ist dort ein Bürgerspaziergang geplant, bei dem Experten Fragen beantworten. Treffpunkt ist um zehn Uhr am Sperrdamm. Denn die Planer wissen: „An den Teichen hängen viele Emotionen.“

Eine Alternative zu dieser Lösung sehen die Planer nicht. Allein ein Ausbaggern der verschlammten Teiche veranschlagen sie mit derselben Summe wie bei der jetzigen Lösung: nämlich mit 250 000 Euro. Zudem soll der Staudamm am größten Teich marode sein, dessen Instandsetzung nochmal mit 200 000 Euro angesetzt wird. „Die heutigen Wassergesetze ließen solch künstliche Teiche gar nicht mehr zu“, heißt es von der Stadt. Das sei auch ein Grund, warum bei der Variante ausbaggern und baulich restaurieren nicht mit finanzieller Landesförderung zu rechnen sei. Bereits 1992 hatte die Verlandung der in den 60er Jahren angelegten „Drei Teiche“ für eine Debatte im Rat gesorgt. 2014 hatte dann der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz (ASU) die Verwaltung beauftragt, eine Planung für den ökologischen Umbau des Geländes zu erstellen und die Möglichkeiten für Fördergelder auszuloten.

Und jetzt geht’s also ans Eingemachte: Ab Dezember werden die oberen Teiche zum ursprünglichen Borbach umgebaut. Zwischendämme werden geöffnet, baufällige Einbauten entfernt. Unterstützt durch den Einbau von Totholz soll sich der herumschlängelnde Borbach dann sein eigenes Bett suchen. Etwa bis Ende Februar läuft diese erste Umbauphase. „Dann wird erstmal eine Pause eingelegt, denn wir wollen brütende Tiere nicht stören. Im Herbst 2017 geht’s dann weiter“, erklärt Robin Mues vom Betriebsamt.

In der zweiten Phase erfolgt die Umgestaltung des großen Teiches. Er hat als einziger den Namen noch verdient. Die andern sind nur noch Schlammlöcher. Die Riesenkarpfen, die seit Jahren entspannt im größten Teich schwimmen, müssen sich keine Sorge um ihre Zukunft machen: Sie werden umgesiedelt, wenn das Wasser allmählich abgelassen wird.