Witten. . Geld, Geld, Geld – aber es geht auch anders. Den besten Beweis liefert die Wittener Tauschbörse. Sie handelt mit „Talenten“ – und das seit 20 Jahren.

Gartenarbeiten, Fahrdienste, Torten backen: Bei der Wittener Tausch- und Aktivitätenbörse können Mitglieder schon seit zwanzig Jahren bieten und nehmen, was ihnen ein- und gefällt. Die Auswahl ist groß, das Angebot kreativ. „Das ist hier wie eine erweiterte Nachbarschaftshilfe“, sagt Gisela Ladwig (50). Am Sonntag (30.10.) feierte die Börse den 20. Geburtstag.

Passend zum Jubiläum fand der monatliche „Tauschrausch“ im Haus der Jugend statt, ein vereinsinterner Flohmarkt. Geboten werden Kerzen, Bücher, Weihnachtsschmuck – und Kontakte. Denn die Börse lebt vom Miteinander der fast 200 Mitglieder.

Allerdings wird bei der Tauschbörse nicht wie einst im Mittelalter Ware gegen Ware gewechselt. Letztlich verkauft man Gegenstände oder auch Dienstleistungen – nur anstatt Geld gibt es eine eigene Währung. Gerechnet wird in „Talenten“. „Für eine Stunde Arbeit bekommt man zwanzig Talente“, erklärt Mitgründerin Monika Ruthe.

Gerechnet wird in „Talenten“

Bietet jemand eine Ware an, dann wird deren Wert ebenfalls in Talente umgerechnet. Das Portmonee oder Girokonto wird durch ein Talentekonto ersetzt. Mit den erarbeiteten „Talenten“ kann man sich dann wieder Dienste oder Waren von anderen Mitgliedern erkaufen. „Es geht hier also nicht Zahn um Zahn, sondern innerhalb des Rings“, erklärt Ruhte. Dadurch seien über die letzten beiden Jahrzehnte echte Freundschaften entstanden.

Beim Jubiläum sorgen Mitglieder für ein buntes Programm. „Die Piepers“ machen Musik, Mechtild Weickenmeier blickt in ihrer Rede auf zwanzig Jahre Vereinsgeschichte zurück und Anne Tempelmann sorgt mit einem Comedy-Programm für Lacher. Es ist eindeutig: Die Mitglieder gehen in ihrer alternativen Tauschwelt richtig auf.

Hilfe bei Reparaturen im Haus oder für die Schule

„Ich nutze teilweise 400 Talente im Monat“, sagt einer – das sind Waren und Aktivitäten im Wert von 20 Stunden. „Wir haben zum Beispiel schon einmal eine Lampe anbringen oder eine Tür reparieren lassen“, meint Annette Ruckert (51). Auch Nachhilfe fürs Kind habe sie schon über die Wittener Tauschbörse bekommen.

Auch wenn sich Waren und Dienste in den letzten Jahren kaum verändert haben: In zwanzig Jahren hat sich doch manches getan. Nach einigen Startschwierigkeiten gab es schon im zweiten Jahr einen richtigen Mitgliederansturm. Seitdem ist der Erfolg ungebrochen. Nur das aufwendige Karteikartensystem für die Buchhaltung wurde mittlerweile durch ein PC-Programm ersetzt.

Überhaupt sind Dienste rund um den Computer unter den vor allem älteren Mitgliedern sehr gefragt. Auch deshalb möchte man sich nun dringend verjüngen. „Wir brauchen junge und engagierte Mitglieder“, sagt Monika Ruthe. Die Organisatoren wollen vor allem auf Studenten oder die Szene im Wiesenviertel zugehen. Dort hätte die Tauschbörse bestimmt eine Chance. Weg vom Geld, hin zum Tausch – das liegt heute wie vor 20 Jahren im Trend.