Witten. . Aletta Dahlhaus ist Nachfolgerin von Holger Papies in der ev. Gemeinde. Sie kennt sich mit dem Vereinsleben aus, bringt aber auch neue Ideen mit.

  • Aletta Dahlhaus ist die Nachfolgerin von Holger Papies in der evangelischen Kirchengemeinde
  • Mit Schützen und der Freiwilligen Feuerwehr kennt sie sich aus
  • Sie bringt auch neue Ideen mit: die Gemeinde als Herberge für Menschen auf ihrem Lebensweg

Gesucht und gefunden: Die Stockumer Protestanten hatten sich für die Nachfolge von Holger Papies jemanden gewünscht, der bereit ist, „aufs Dorf“ zu ziehen und sein Leben mit den „Dorfbewohnern“ zu teilen. Na bitte: Mit Aletta Dahlhaus (44) haben sie eine Frau ausgewählt, die in das Profil der „Dorfpfarrerin“ passt und sich gerne zu dieser Rolle bekennt.

Die Gemeinde nahm die Neue an diesem Sonntag wortwörtlich mit Pauken (die Batucada-Trommler) und Trompeten (Posaunenchor) in Empfang. Der Kirchenchor und die Band Auftakt zogen alle Register. Die Presbyteriumsmitglieder sprachen ihr einzeln ein persönliches Segenswort zu. Dass die Stockumer sie mit so weit geöffneten Armen empfingen, ging Aletta Dahlhaus schon zu Herzen: „Ich habe danach erst einmal jeden umärmelt, und das fühlte sich schon ganz natürlich an.“ Heißt: Sie umarmte sie mit wehenden Ärmeln ihres Talars.

Keine Berührungsängste

Berühungsängste kennt sie also nicht. Die „Dorfpfarrerin“ hat in Verl (bei Gütersloh) gelernt, wo sie in den vergangenen sieben Jahren auch für den 4000-Seelen-Sprengel Sürenheide verantwortlich war. „Da ging man als Pfarrerin natürlich zum Schützenfest und war dabei, wenn die Feuerwehr etwas eingeweiht hat.“ Aletta Dahlhaus fühlte sich wohl dabei. „Ich bin auch vom Typ her eher eine Dorfpfarrerin.“ In einer dörflichen Gemeinschaft sei es einfacher, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Schon allein, weil man diesen oft auch im Alltag begegnet. „Man trifft sich ja schon beim Edeka oder beim Netto.“

Die Stelle in Stockum kam da für sie wie gerufen, als ihr Ehemann Christoph Henseler (48) beruflich von Gütersloh nach Essen wechseln musste. Er arbeitet bei einer Krankenkasse. Zur Familie gehören außerdem Sohn Frederic (11) und Tochter Theresa (4). Dorfpfarrerin hin oder her: Superintendent Ingo Neserke hielt es für geboten, die Stockumer auch freundlich zu mahnen: „Schätzt Eure neue Pfarrerin wert, nehmt ihre Dienste in Anspruch, aber vergesst nicht, dass sie auch noch Ehefrau, Mutter und Privatperson ist.“

Gemeinde als „Herberge am Weg“

Mit Aletta Dahlhaus betritt die Stockumer Gemeinde auch neue Pfade – sie ist die erste Pfarrerin dort. Sie versteht sich zuallererst als Seelsorgerin und hat Gefallen an einem Gemeindemodell, das sie aus Holland kennt: Gemeinde verstehe sich danach als „eine Herberge am Weg – die Menschen dürfen reinkommen, finden dort geistige Nahrung, sie dürfen aber auch wieder gehen“.

Passt das Leitbild einer „Kirche für unterwegs“ denn zu einer „Dorfkirche“? Dahlhaus findet, ja: Menschen gingen schließlich nicht nur im Urlaub auf Reisen. Auch auf ihrem Lebensweg „betreten sie immer wieder Neuland – mit dem Antritt der Rente, nach einer Trennung oder nach einem Todesfall“.

Eine „gute Gastgeberin“

Kirche müsse zuallererst „ein offenes Ohr haben und nicht belehren“. In einer solchen Gemeinde am Weg möchte Aletta Dahlhaus gerne „die Herbergsmutter“ sein, der sich Menschen auch mal anvertrauen können. „Ich möchte gerne eine gute Gastgeberin sein.“