Witten. . Junge Familien mit Kindern fühlen sich in der Rüdinghauser Neubausiedlung sehr wohl. Nach zwei Jahren Baustelle wird bald die Straße gepflastert.

Es sieht alles noch ein bisschen nach Baustelle aus zwischen den 21 neuen Häusern. Die Vorgärten warten noch auf einen Gehweg, aber vor den Haustüren sind schon liebevoll Blumenkästen und Deko aufgestellt. Auch in den Gärten wird fleißig gewerkelt und gepflanzt.

Sebastian und Tina Winner sind mit ihren drei Kindern fast die ersten gewesen, die im Sommer vor zwei Jahren hier ihr fertiges Haus bezogen haben. Die fünfjährige Isabella zupft am Schnittlauch im kleinen Kräuterbeet und futtert die Stengel: „Lecker! Willst du auch mal?“ Ihr Bruder Felix pöhlt derweil unermüdlich mit dem Fußball auf das kleine Tor am Ende des Gartens, während der zweijährige Justus mit dem Kindertrecker seine Runden auf der Terrasse dreht.

Sandra Jennesken (31) mit Johanna (3) und Baby Meta.
Sandra Jennesken (31) mit Johanna (3) und Baby Meta. © Barbara Zabka

Für die Kinder ist hier viel Platz. Die Grundstücke sind mit 400 bis 500 Quadratmetern groß für eine Neubausiedlung. „Wenn Isabella nach Hause kommt, läuft sie gleich raus, um mit den anderen Kindern zu spielen“, beschreibt Sebastian Winner die für Eltern entspannte Situation. Am Ende der Sackgasse Mausegatt gibt es außer den Nachbarn keinen Autoverkehr.

Melanie Becker ist erst seit dem Herbst 2014 mit ihrer Familie hier. Sie fühlt sich mit ihren Nachbarn sehr wohl. „Am Anfang gab es noch ein Internetportal, als wir uns alle noch nicht kannten. Aber jetzt ist das nicht mehr nötig. Wir gehen einfach rüber.“ Sie schätzt, dass mindestens dreißig Kinder im Alter zwischen Baby und weiterführender Schule hier wohnen. Ein Paradies für die Kinder, die schnell Freundschaften geschlossen haben.

Internetportal zum Kennenlernen

Da ist es dem achtjährigen Felix Winner auch egal, dass sein Nachbar Nils kein großer Fußballfan ist. Während Felix Herz für den BvB schlägt, hält es Nils lieber mit den Mannschaften, die gerade gewinnen. Beim Kicken mit dem Ball macht er aber dennoch mit.

Sandra Jennesken hat mit ihrer Familie als letztes erst in diesem Jahr das neu gebaute Haus bezogen. Sie waren zuerst unentschlossen, weil der hohe Preis für die Grundstücke sie und ihren Mann abgeschreckt hatten, aber dann haben sie den Weg hierher aus Dortmund doch gefunden. Viele sind hier nicht aus Witten, aber sie haben die Stadt angenommen. Sandra Jennesken fährt zum Einkaufen nicht mehr nach Dortmund, sondern in die Wittener Innenstadt, die etwa sechs Kilometer entfernt liegt. Mitten im Grünen, direkt am Waldrand und doch stadtnah, das waren überzeugende Argumente, um hier die Kinder aufwachsen zu lassen. Felix spielt Fußball in der F2 Jugend bei TuRa Rüdinghausen und Isabella, die dreijährige Johanna von Sandra Jennesken und die Kinder von Melanie Becker gehen in den Ev. Kindergarten.

Melanie Becker (Mitte 30)
Melanie Becker (Mitte 30) © Barbara Zabka

Zu den Sommerfesten mit Feuerschale auf der Straße und Kinderspielen sind außer den neu zugezogenen Mausegattern auch die Nachbarn aus dem Erlenbruch gekommen. Sebastian Winner hofft, dass ihr nachbarschaftliches Verhältnis gut bleibt. Er erinnert sich an Unterschriften gegen die Bebauung des früheren Baseballfelds und den Widerstand der alten Nachbarschaft. Aber er erlebt die Begegnung mit den Alteingesessenen überwiegend positiv. „Einige kommen hier vorbei und gehen mit ihren Hunden in den Wald. Die Gespräche sind immer freundlich.“

Dabei ist den jungen Familien schon klar, dass so ein Neubaugebiet für die alten Anwohner viel Unruhe mit sich bringt. Nach der Baustelle kam der Kinderlärm dazu. Aber es hat besser geklappt, als zuerst vermutet. Nach zwei Jahren in der Baustelle freuen sich nun alle auf die endgültige Erschließung der Siedlung durch die Stadt. Die Straße soll schön gepflastert und mit Bodenwellen versehen werden. Die im Moment noch wild parkenden Autos sollen sich dann in eingezeichnete Parkplätze sortieren. Sandra Jennesken ist begeistert: „Ich fühle mich hier sehr wohl.“ Und Sebastian Winner ergänzt: „Schauen Sie nicht so genau hin. Einige Baustellen haben wir hier noch.“

Bebauung war schwierig

Als die Pläne zur Bebauung des alten Baseballfelds der Kakerlakers bekannt wurden, war zuerst niemand in Rüdinghausen begeistert. Sebastian Winner, der hier aufgewachsen ist, war selbst im Verein als Baseballer aktiv und konnte sich gar nicht vorstellen, diese idyllische Wiese aufgeben zu müssen.

Heute muss er zugeben, dass der neue Platz für die Kakerlakers in Durchholz aus sportlicher Sicht viel besser ist. Sie sind umgezogen neben die Sportanlage des FS Durchholz. Er hofft, dass die ebenfalls etwas abgelegene Lage am anderen Ende der Stadt den Nachwuchs des Vereins nicht behindert hat. Erinnerungen, die ihn heute amüsieren, kommen hoch, wenn er beim Anlegen des Gartens noch einige alte Bälle in den Büschen findet und auch alte Pfosten seines früheren Sports ausgräbt. Denn nach dem anfänglichen Protest war er doch einer der ersten, die hier ein Zuhause für sich und die Kinder gefunden haben.

Sebstian Winner (36) mit seinen Kindern Isabell (5), Justus (2) und Felix (8)
Sebstian Winner (36) mit seinen Kindern Isabell (5), Justus (2) und Felix (8) © Barbara Zabka

Dass der Name Mausegatt auf einen alten Flöz verweist, der sich quer durch das südliche Ruhrgebiet zieht und auch auf diesem Platz zu einigen Tagesbrüchen geführt hat, ist ihm bewusst. Die Firma Markscheider hat für die Stadt Witten den gesamten Grund saniert. Vor der Erschließung des Geländes mussten Bodenproben genommen und Messpunkte angelegt werden, um zu erkennen, wo es vielleicht Löcher im Boden gibt. Danach wurde an einigen Stellen viel Beton in die Löcher gepumpt. „Wir fühlen uns damit eigentlich sicher“, sagt Sebastian Winner. „Überall im Ruhgebiet gibt es Flöze und Hohlräume über alten Stollen. Hier weiß ich wenigstens, dass alles saniert wurde.“ Beim Kauf gab es ein Zertifikat dafür, dass dieses Grundstück problemlos bebaut werden kann.