Witten. . Stadt und Polizei wollen der Johanniskirchengemeinde helfen. Licht, Kontrollen und Hausverbote sollen gewaltbereite Jugendliche abschrecken.

Es dauerte keine Stunde, da war es eine beschlossene Sache: Stadt und Polizei wollen der Johanniskirchengemeinde helfen. Deren hinterer Kirchplatz wird, wie berichtet, allabendlich von gewaltbereiten Jugendlichen aufgesucht. Pfarrerin Julia Holtz, Küsterin Blazenka Weber-Lorenz und zwei weitere Vertreter der Gemeinde hatten am Donnerstagnachmittag ein Gespräch mit Bürgermeisterin Sonja Leidemann. „Wir haben uns auf einen Maßnahmen-Katalog geeinigt“, so Holtz.

Am runden Tisch im Rathaus war auch das Ordnungsamt vertreten, die Polizei durch ihren Chef Reinhard Glowka. Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass der Kirchhof zum Kornmarkt hin künftig heller beleuchtet sein soll. Die Pfarrerin: „Es gibt schon Scheinwerfer, die abends unsere Kirche anstrahlen. Wir werden weitere installieren.“ Und es werde sich nicht um Wohlfühllicht handeln.

Auch der Wittener Kornmarkt ist am Wochenende ein beliebter Treffpunkt für aggressive Jugendliche, die gerne lautstark auf sich aufmerksam machen.
Auch der Wittener Kornmarkt ist am Wochenende ein beliebter Treffpunkt für aggressive Jugendliche, die gerne lautstark auf sich aufmerksam machen. © Funke Foto Services

Außerdem sollen Schilder angebracht werden, die den Aufenthalt auf dem Kirchplatz und den dortigen Konsum von Alkohol verbieten. Natürlich könne man auf dem eigenen Grundstück aber noch ein Gemeindefest feiern, so Holtz. Die Polizei habe bei der Unterredung betont, dass sich die Jugendlichen, die die Gemeinde nicht länger an der Kirche dulden will, sich im Viertel bewegten. Holtz: „Die Leute sitzen auch auf der Rathaustreppe, wie die Bürgermeisterin sagte, und gehen dann weiter in Richtung Bonhoefferstraße.“

Nach einem Hausverbot ist auch ein Strafantrag möglich

Da sich die problematische Klientel bereits ab Mittag an der Johanniskirche trifft, will das Ordnungsamt dort jetzt häufiger nach dem Rechten sehen. Dies hat auch die Polizei angekündigt. „Und zwar in Zivil und in Uniform“, so Reinhard Glowka. Treffe man die Jugendlichen dann dort noch an, würden deren Personalien festgestellt. „Die geben wir an die Kirchengemeinde weiter, die für ihr Grundstück ein Hausverbot aussprechen kann.“ Sollten junge Leute dieses Verbot trotzdem ignorieren, „kann dann ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt werden“, erklärt Glowka. In der kommenden Woche will sich die Polizei mit dem Ordnungsamt zusammensetzen, „um das weitere Vorgehen zu besprechen“.

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Da die Johannisgemeinde die langen Öffnungszeiten der Kneipen und Kioske im Viertel als ein Teil des Problems benannt hat, hat das Ordungsamt eine Rücksprache mit dem Gewerbeamt angekündigt. Pfarrerin Julia Holtz weist daraufhin, dass auch über eine Videoüberwachung des Kirchplatzes nachgedacht werde. „Das wird aber noch rechtlich geprüft.“ An der Kirche begangene Ordnungswidrigkeiten kosteten Geld, fügt sie hinzu. „30 Euro, wenn man etwa an die Kirche pinkelt.“

Sponsoren gesucht

Was Julia Holtz wichtig ist: „Die Polizei will jetzt feststellen, um welche Leute es sich überhaupt handelt.“ Man vermute, dass die Krawallmacher keine Flüchtlinge seien, „sondern junge Männer mit einem Migrationshintergrund, die aber eine deutsche Schule besucht haben“.

Die Pfarrerin hofft, dass die geplanten Maßnahmen auch greifen werden. Sie kenne keine zweite Kirche in der Stadt, mit derartigen Problemen, wie sie sagt. Jetzt müsse man sehen, dass man das Geld für die Beleuchtung und eine eventuelle Kameraüberwachung zusammenbekomme. „Vielleicht finden sich ja Sponsoren in der Gemeinde.“