Witten. . Ende Oktober schließt „San Remo“ in Annen. Nach zehn Jahren und tiefroten Zahlen zieht Gesellschafter Dr. Richard Surrey die Reißleine.
- Ende des Monats schließt „San Remo“ an der Annenstraße
- Nach zehn Jahren und tiefroten Zahlen zieht Gesellschafter Dr. Richard Surrey
die Reißleine - Betrieb hat innen und außen insgesamt knapp 800 Quadratmeter
Schluss mit Frucht-Becher, Cappuccino und Crêpes an der Annenstraße: Nach zehn Jahren macht Wittens größtes Eiscafé „San Remo“ Ende Oktober dicht. Es kam nie aus den roten Zahlen heraus. Fünf festangestellte Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. „Wir sind traurig“, sagt Chefin Daniela Ritter.
Gelebt hatte das Eiscafé vor allem von Stammkunden, Senioren- und Sportgruppen sowie Radtouristen, die über den Rheinischen Esel kamen. Zu wenig für einen riesigen (Zuschuss-)Betrieb (innen und außen insgesamt knapp 800 Quadratmeter), der ganzjährig geöffnet hat und 250.000 Euro pro Jahr kostet. Bei schönem Wetter und am Wochenende sei der Laden oft voll gewesen, sagt die Geschäftsführerin. Ansonsten, vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, wären oft nur wenige gekommen. Aus heutiger Sicht würde Daniela Ritter sagen: „Niemals so ein großes Lokal für ein Eiscafé“, denn für Eis und Kuchen sei die Nachfrage nicht so groß wie es nötig wäre.
Interessenten war das Ladenlokal stets zu groß
Das „San Remo“ war von Beginn an ein Zuschussbetrieb. Gesellschafter Dr. Richard Surrey soll im Laufe der Jahre mehrere hunderttausend Euro in das Eiscafé gesteckt haben. Alleine das schicke Innenleben soll eine halbe Million Euro wert sein. Ohne seine Investitionen hätte das „San Remo“ längst Insolvenz anmelden müssen, sagt Surrey.
Nach dem Absprung des Wunsch-Geschäftsführers gab es mehrere Interessenten für den Café-Betrieb. Sie sollen angesichts der Lokalgröße abgesagt haben. Zuletzt soll Surrey den Betreiber des bald schließenden Restaurants „Haus Rauendahl“ angefragt haben, um einen Gastronomiebetrieb zu erhalten. Auch dieser soll abgesagt haben.
Kürzlich zog Gesellschafter Dr. Richard Surrey die Reißleine. In einem Vergleich mit dem Vermieter, einer Investorengruppe, löste er den gerade erst um drei Jahre verlängerten Vertrag auf. Der Zahnarzt, der direkt gegenüber seine Praxis hat, hatte nach eigenen Angaben ursprünglich noch gehofft, dass die Investoren das Gebäude verkaufen und er mit einem neuen Vermieter den Mietzins neu verhandeln könnte. Denn auch die monatliche Miete – alles in allem, inklusive Nebenkosten, rund 7500 Euro – machte dem Betrieb zu schaffen. Mit 11,50 Euro pro Quadratmeter soll die Miete doppelt so hoch liegen wie etwa bei „Ankermieter“ Penny. Mit dem Vermieter aber habe man nicht übers Geld reden können, beklagt Richard Surrey. Nach Rechtsstreitigkeiten mit der Investorengruppe kam es nun zu dem Vergleich.
Café im Nachhinein eine „Fehleinschätzung“
Das Eiscafé kann als „Baby“ von Richard Surrey bezeichnet werden. Er habe Annen lebendiger machen und das Bewusstsein für den Stadtteil schärfen wollen, über den oft gemeckert werde, sagt er über den Grund seines Engagements. Er habe ein Lokal „für alle“ schaffen wollen, „nichts Elitäres“. Im Nachhinein betrachtet er die Idee für ein Eiscafé an dem Standort in Annen aber als „Fehleinschätzung“.
2006 fand Surrey einen Cafébetreiber, der „San Remo“ in Witten übernehmen sollte. Dieser sei optimistisch gewesen, den Betrieb zu stemmen. Doch der Hoffnungsträger strich nach eineinhalb Jahren die Segel. Daniela Ritter übernahm aus der Not. Dass Ende des Monats nun Schluss sei, mache sie und die Mitarbeiter traurig. Sie sagt es mit Tränen in den Augen.