Witten.. Ein ungewöhnliches Projekt führt Kunstinteressierte zu drei Ausstellungen. Bereits zum sechsten Mal schickten drei Veranstalter ihr Publikum auf Tour.


Drei Künstler an drei Orten an einem Tag, das ist das Konzept der Sagentage. Wobei sich der Name des Projekts erst auf den zweiten Blick erschließt. Jeden zweiten Samstag im Monat gibt es hintereinander eine VernisSage, eine MidisSage und eine FinisSage – aus drei mal Sage wurden die Sagentage.

Diesmal eröffnete Maria Palmert im Café Jané in der Bahnhofstraße ihre Ausstellung namens „Kleine Freiheiten“. Der Titel erklärt sich so: Palmert sei immer unzufrieden mit den Ergebnissen ihrer Bilder gewesen. Erst der Anblick ihres kleinen Sohnes beim Lernen, habe sie wieder auf die Malerei gebracht: Während sie in ihrem Beruf als Ärztin und dann mit den Anforderungen als Mutter immer dachte, keine Zeit zu haben, schenkte ihr dieser Augenblick kleine Freiheiten und damit einen persönlichen Freiraum für sich. Mit Buntstiften und Kreide verfeinert sie kontinuierlich ihre Technik. Ob ein großer Pfau auf Packpapier oder schlicht Äpfel, die zum Anbeißen naturgetreu im Rahmen hängen, oder Collagen aus Zeitungspapier und ihren Bildern.

Tour zu verschiedenen Ausstellungsorten


Die Sagentage gibt es jeden zweiten Samstag im Monat an verschiedenen Orten in Witten.
Die Ausstellung von Maria Palmert im Café Jané in der Bahnhofstraße 58 ist montags bis freitags bis 19 Uhr, und samstags bis 18 Uhr geöffnet. Die Bilder von Jenny Niesalla können im Haus der Jugend in der Nordstraße 15 dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr besichtigt werden.

Martin Strautz, Lars Stucka und Jeremia Lechelt wollen Wittener Künstlern einen Raum geben, sie fördern und wertschätzen. Seit Mai ist die Vernissage in der Bahnhofstraße bereits die sechste Ausstellung, die sie eröffneten. Weiter ging es am Samstag von dort zur Midissage, dem Bergfest der zweimonatigen Ausstellung von Jenny Niesalla im Haus der Jugend in der Nordstraße.

„Farbrausch“ hat sie ihre Kunst genannt und das griff auch Poetry Slammer Manuel Busse auf, als er beeindruckend in seinem Gedicht das Malen eines Bildes mit der Gestaltung des eigenen Lebens verglich. „Du solltest selber malen“, war dann auch der begeisterte Kommentar der Künstlerin auf seinen extra für sie geschriebenen Text. An Manuel Busse wird auch das Konzept der Sagentage deutlich, dass die Künstler selbst sich vor dieser Kulisse entwickeln dürfen. Hatte er im Mai gerade erst angefangen zu slammen und war sich selbst gar nicht sicher, ob er das kann, konnten die etwa dreißig Zuhörer nur staunen, mit welcher Intensität und Feinfühligkeit Manuel Busse seine kleinen Wortkunstwerke präsentierte und eine erstaunliche Entwicklung bewies.

Martin Strautz erklärte es in seinen Worten: „Das wollen wir ja auch für die Kunst hier erreichen, dass sich Bilder im Kopf und auch an den Wänden in Worten und Farben, mit Musik an den Händen verbinden.“

Die Organisatoren der Sagentage: Jürgen Jeremia Lechelt, Martin Strautz und Lars Stucka (v.li.).
Die Organisatoren der Sagentage: Jürgen Jeremia Lechelt, Martin Strautz und Lars Stucka (v.li.). © Funke Foto Services | Funke Foto Services

Musik von Nils-Christopher Vögler gab es dann bei der Finissage, dem Abschluss der Ausstellung von Martin Strautzs Fotografien, in Bennos Brauhaus im Wiesenviertel. Der Wittener Singer und Songwriter ist einigen vielleicht noch als Sänger der Skaband Marek Marple in Erinnerung. Samstag präsentierte er aus seiner gerade frisch herausgekommenen CD eine neue Seite seines Könnens und damit auch eine neu entwickelte künstlerische Reife.




Die Besucher der Sagentage machten begeistert mit, folgten der Spur der Kunst zu allen drei Orten und Ausstellungen. Und wer nach Abschluss des offiziellen Teils noch geblieben war, kam in den Genuss einer spontanen künstlerischen Zusammenarbeit: Der im öffentlichen Nahverkehr stecken gebliebene Slammer Darius Matthis, der es zum Haus der Jugend nicht mehr pünktlich geschafft hatte, improvisierte aus dem Stehgreif mit der Gitarrenbegleitung von Nils-Christopher Vögler einen seiner Texte.

Für die Sagentage gibt es noch eine weitere Idee: einen Salon. Lars Stucka erklärt, dass bei dem vollen Programm viele Gespräche zwischen Künstlern und Publikum nicht beendet werden können. Deswegen haben die Initiatoren vor, ab 2017 einen Salon anzubieten, in dem Raum zum Austausch entsteht.