Wieviel Dreck erträgt eine Stadt? Witten scheint da sehr leidensfähig zu sein. Denn die Zahl der Schmierereien, besonders in der Innenstadt, ist explodiert. Sprayer wie „RAW“, dessen Zeichen sich vom Crengeldanz über die City bis zum Helenenberg über 50 Mal findet, scheinen Polizei, Bürger und Verwaltung lächerlich machen zu wollen. „Seht her, direkt unter den Augen der Stadtspitze besprühe ich den ganzen Rathausplatz“, scheinen die vielen Schmierereien allein dort verkünden zu wollen.

Da ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch die renovierten Fassadenteile des millionenteuren Rathausumbaus verdreckt werden. Denn wie sich am Prestigeobjekt Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) zeigt, scheinen die Schmierer sämtliche Hemmungen verloren zu haben: Auch bei dieser Millioneninvestition wurden nun Wände, Sitze, Pfeiler verdreckt. Auch die haben hart arbeitende Bürger bezahlt!

Für eine Innenstadt, in der Alteingesessene wie Klauser oder Wülbern das Handtuch werfen, sich die markante Mayersche Buchhandlung kleinersetzt und Leerstände wie offene Wunden in der City klaffen, wird solcher Dreck aus Dosen zum weiteren Sargnagel. Das Geschmiere, dem weitere Zerstörungswut folgt, schreckt Ladeninvestoren, Wohnungsmieter und Shoppingfans von außerhalb sofort ab.

Um den Niedergang durch asoziale Vandalen zu stoppen, braucht Witten mehr, statt – wie sich abzeichnet – weniger Polizei, die verstärkt nachts patroulliert, wenn die Szene loslegt. Und was spricht gegen Kameras? Andere Regionen haben damit in Sachen Sicherheit und Sauberkeit auch gute Erfahrungen gemacht, ohne dass gleich die Demokratie zu Grabe getragen wurde. Michael Vaupel