Witten. . Kemuee (27) und Erick (24) aus Namibia versehen beim DRK einen Freiwilligendienst. Und sie leben im Haus der Familie Obenaus in Stockum.
- Kemuee (27) und Erick (24) aus Namibia versehen beim DRK einen Freiwilligendienst
- Sie arbeiten im Offenen Ganztag in Vormholz und beim Projekt „Sprache mobil“
- Die jungen Leute leben ein Jahr lang im Haus der Familie Obenaus in Stockum
Seit zwei Wochen sind sie in Witten, seit gut einer Woche bei der Arbeit: Kemuee Herunga und Erick Tavale aus Namibia absolvieren beim DRK ein Jahr lang eine Art Bundesfreiwilligendienst. Und der 24-jährige Erick sagt jetzt schon: „Ich fühle mich hier zu Hause.“
Er sagt das natürlich auf Englisch, auch wenn die beiden schon ein paar Brocken Deutsch gelernt haben. „Guten Morgen“ und „Wie geht’s“ – das kommt der 27-jährigen Kemuee locker über die Lippen. Die junge Frau, die in ihrer Heimat mit Kindern arbeitet, ist im Offenen Ganztag der Vormholzer Grundschule tätig. Erick, der das Rote Kreuz bereits aus Afrika gut kennt, macht mit beim Projekt „Sprache mobil“, in dem Flüchtlingskinder von DRK-Mitarbeitern wie in einem Kindergarten betreut werden. Dass junge Erwachsene aus Afrika in Deutschland diesen Dienst versehen, „das ist das erste Mal“, sagt DRK-Sprecher Christian Schuh. Umgekehrt sei das bisher die Regel gewesen: Im Rahmen des Freiwilligenprogramms „Weltwärts“ findet der Nord-Süd-Austausch schon seit 2008 statt.
DRK bedankt sich bei Caritas und Help-Kiosk
Das Jugendrotkreuz Westfalen-Lippe ist seit 2008 anerkannte „Weltwärts“-Entsendeorganisation. 2013 wurde der Süd-Nord-Austausch eingeführt.
DRK-Sprecher Schuh bedankt sich: bei der Caritas-Sprachlehrerin, die die Afrikaner spontan in ihren Sprachkurs aufnahm. Und beim Help-Kiosk, der sie mit Rädern versorgte.
Bevor Erick und Kemuee nach Witten kamen, konnten sie sich mit anderen Freiwilligen aus Afrika in einem zehntägigen Willkommens-Seminar in Münster ein wenig auf ihre Aufgaben vorbereiten. Dabei gehe es, erklärt Christian Schuh, um interkulturelle Kompetenzen und Integrationsfähigkeit, vor allem aber darum, wie das Zusammenleben in Deutschland funktioniert.
Dass es gut klappt, kann Eckard Obenaus bestätigen. An ihm und seiner Frau Brigitte, der Vorsitzenden des Freundeskreises der Israelfahrer, liegt es sicher zu einem großen Teil, dass Erick sich so wohl fühlt. Denn er und Kemuee leben jetzt im Haus der Stockumer, die sich als Gasteltern zur Verfügung stellten. „Wir haben vier eigene Kinder großgezogen, jetzt gehören die beiden eben dazu“, sagt der 66-Jährige, als wäre das selbstverständlich. Für ihn und seine Frau (62) ist es das in der Tat. Das Paar hat schon geholfen, als im letzten Jahr die Flüchtlinge in die Jahnhalle kamen. Hat Essen verteilt, sauber gemacht und auch mal Zeit für ein Gespräch mit den Geflüchteten gehabt . So war der Kontakt zum Roten Kreuz, das die Wittener Unterkunft betrieb, entstanden. Eckard Obenaus betreut nach wie vor einen jungen Mann aus Syrien.
Nun nehmen die Eheleute die jungen Afrikaner an die Hand. „Wir zeigen ihnen, wie man Bus fährt und holen sie auch mal ab, wenn der Bus in die falsche Richtung gefahren ist“, schmunzelt der Gastvater. „Und wir lernen gerade, wie unterschiedlich die Sicht auf die Welt sein kann.“
Kemuee sagt, sie sei nervös gewesen, als sie nach Deutschland kam. Ein wenig Angst vor Diskriminierung habe sie gehabt – doch keine negativen Erfahrungen gemacht. Was sie nicht wusste: „Dass hier Kinder schon Erste Hilfe lernen können.“ Über Dinge wie eine Spülmaschine staunt sie. Und sie hofft, mal echten Schnee zu sehen.