Witten.. Elizaveta Mileshenko heiratete in Dänemark den Wittener Marcus Hanke. Das Paar wählte Witten als Heimat. Nun gibt es Probleme mit dem Ausländeramt.
Es war die berühmte Liebe auf den ersten Blick, über die wir vor knapp drei Wochen berichtet haben: Im Januar lernten sich der Annener Marcus Hanke (37) und die Russin Elizaveta Mileshenko (29) in einem Berliner Hotel kennen. Am 12. Juli heirateten sie in Dänemark. Nun wollen sie zusammen in Witten leben. Und dann das: Am 22. September bekam das junge Ehepaar Post von der Ausländerbehörde. Darin lehnt das Amt die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis für die Russin ab und fordert sie auf, Deutschland bis zum 9. Oktober zu verlassen, andernfalls drohe ihr die Abschiebung.
„Wir sind sehr enttäuscht von der Stadt Witten, weil man uns doch schon mündlich und schriftlich versichert hatte, dass alles klappt, dass Lissy hierbleiben kann“, sagt Marcus Hanke fassungslos. Als sie sich im Rathaus um die notwendigen Formalitäten bemühten, hätten ihnen alle gratuliert. Elisavetha hatte sogar schon die Einladung zum Neubürgerempfang erhalten. Einen fehlenden Krankenversicherungsnachweis hatte die junge Frau bereits eingereicht. „Wenn dieser vorgelegt wird, erhält Frau Mileshenko eine Aufenthaltserlaubnis . . . für drei Jahre“, das stand Ende Juli im Brief der Behörde. Also schmiedete das Paar Zukunftspläne: Lissy wollte in Kürze eine Ausbildung zur Visagistin beginnen. Was also ist inzwischen passiert?
„Mitarbeiter der Behörde müssen tätig werden“
Zum Verhängnis wurde dem Paar offenbar seine Ungeduld: Weil es den frisch Verliebten zu lange dauerte, alle Bescheinigungen für eine Hochzeit in Deutschland zu beantragen, wählten sie die unkompliziertere, aber legale Möglichkeit, sich in Dänemark das Ja-Wort zu geben. „Danach haben sie sich hier bei der Ausländerbehörde gemeldet und einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke der Familienzusammenführung zu stellen“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Denn inzwischen war das Visum der Russin abgelaufen. Der Fehler: Eigentlich hätte Elizaveta in ihrer Heimat Russland ein Hochzeitsvisum beantragen müssen. Nun aber war das Wittener Amt aufmerksam geworden. „Und dann müssen die Mitarbeiter tätig werden, weil sich Frau Mileshenko quasi illegal hier aufhält“, so Kücük.
Die Möglichkeit, auf das Hochzeitsvisum zu verzichten, weil die Russin gut Deutsch spricht, nicht vorbestraft, finanziell abgesichert, krankenversichert und sozial eingebunden ist, verwarf das Amt aufgrund des „erheblichen öffentlichen Interesses an der Steuerung der Zuwanderung von Ausländern“. Die Stadtsprecherin versucht, die Wogen zu glätten: „Keiner will glückliche Menschen daran hindern, zusammenzuleben.“ Aber es gelte gleiches Recht für alle. Und es sei doch besser, die Eheschließung von vornherein auf eine rechtlich sichere Basis zu stellen.
Hoffnung auf Duldung
Marcus Hanke hatte zumindest auf eine vorläufige Duldung seiner Frau bis zum 27. Dezember gehofft: „Dann fliegen wir beide nach Russland, um mit Lissys Mutter und Bruder unsere Hochzeit und Silvester zu feiern. Dann könnten wir auch das Visum in Nowosibirsk beantragen.“ Inzwischen setzt der Annener alle Hebel in Bewegung, um seiner geliebten Frau die Ausweisung zu ersparen, hat noch einmal beim Amt auf eine unbürokratische Entscheidung gedrängt – ohne Erfolg. Nun hat er sämtliche Dokumente und einen offenen Brief an die Medien geschickt, hat die Unterlagen in 24-facher Ausführung im Rathaus verteilt, einen Anwalt beauftragt. „Sie machen meiner Frau Druck – ich mache Ihnen Druck“, erklärt Hanke wütend.
Tatsächlich, so Lena Kücük, wolle die Stadt das Paar angesichts der komplizierten Sachlage nun zu einem Gespräch einladen. „Frau Mileshenko soll nicht abgeschoben werden, sondern lediglich die Formalitäten erfüllen, um hier leben zu können.“