Die obere Bahnhofstraße scheint im Wandel zu sein: Erst Ende August verkündete das Wäsche- und Bettenhaus Hugo Wülbern sein Aus nach 82 Jahren in Familienhand. Das Buchhändler-Ehepaar Krüger hatte bereits vor acht Jahren die Nachfolge seines Betriebs geregelt – und sein Geschäft samt Name an die Mayersche Buchhandlung übergeben. Den baldigen Auszug des Aachener Unternehmens aus ihrem Haus sieht Helga Krüger nun mit Wehmut: „Das war über 150 Jahre lang ein Buchhaus und das sollte eigentlich auch so bleiben.“
Schon 1858 wurde an der Bahnhofstraße 30 die Buchhandlung C.L. Krüger eröffnet. 2005 ließen Helmut und Helga Krüger das Geschäft umbauen – im Obergeschoss wurde ein Teil des einstigen Spielwarengeschäfts Langelittig mit einbezogen. Das 1300 m² große Ladenlokal bezog zum 1. Januar 2008 die Mayersche Buchhandlung. Im Frühjahr 2017 will sie in ein kleineres Ladenlokal („Esprit“) weiterziehen.
Dass die Mayersche Buchhandlung den Namenszusatz „C.L. Krüger“ auf die andere Seite der Bahnhofstraße mitnimmt, irritiert Helga Krüger nicht. „Erst dachte ich, der Name sei mit dem Gebäude verbunden. Aber das stimmt nicht. Der Name gehört zum Buch.“
Für das leer werdende Ladenlokal in ihrer Immobilie sucht Helga Krüger nun einen neuen Mieter. Wahrscheinlich werde man die großen Räume in kleinere Einheiten unterteilen, etwa indem man das Obergeschoss für Büros abtrennt und das Erdgeschoss getrennt vermietet. „Da gibt es viele Möglichkeiten, ich bin eigentlich zuversichtlich.“
Jeden Tag sei sie mit ihren „runden achtzig Jahren“ noch in der Innenstadt unterwegs. Den aktuellen Ausverkauf (wie bei Wülbern) oder die Verkleinerung einiger Geschäfte (wie bei Esprit und der Mayerschen) betrachtet die Wittenerin mit Sorge. „Die Stadt sollte sich ein Konzept überlegen, wie sie mehr Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone schaffen kann. Es fehlt an Gemütlichkeit. Früher gab es vor jedem Geschäft bepflanzte Blumenkübel. Ich finde, solche Dinge tragen zum Verweilen bei. Das würde Witten gut tun, es wäre zumindest einen Versuch wert.“