Witten. . Auf der Zeche Nachtigall warben am Sonntag 41 Anbieter für einen bewussten Umgang mit der Natur – lieferten aber auch Wissenswertes übers Bierbrauen.
- Ökologischer Markt bot nachhaltige Produkte und viele Informationen
- Anzahl der Stände hat sich seit der ersten Veranstaltung fast verdoppelt
- Gleichzeitig fand auf der Zeche Nachtigall der Tag des Geotops statt
Vom großen Platz zwischen der Zeche und dem Ringofen blickt der Besucher in den großen Steinbruch und gleich daneben auf die Bäume, deren Blätter sich schon herbstlich färben. „Der Steinbruch ist das Geotop, also die unbelebte Natur. Die Bäume wachsen auf unserer Erde, das ist die belebte Natur.“ So erklärt Museumsleiter Michael Peters die Verbindung zwischen dem Tag des Geotops am Sonntag und dem zeitgleich stattfindenden Ökomarkt auf der Zeche Nachtigall.
Nächster Tag des Geotops am 17. September 2017
Der „Tag des Geotops“ wird von der Deutschen Geologischen Gesellschaft bundesweit veranstaltet. 2017 findet er am 17. September statt.
Geotope sind Gebilde der unbelebten Natur, die Einblicke in die Erdgeschichte vermitteln: zum Beispiel ein Steinbruch oder der fossile Baumstamm im Flözkeller der Zeche Nachtigall.
Birgit Ehses, die hier regelmäßig Naturführungen anbietet und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten (Nawit) ist, organisiert das Ganze. Schnell muss sie noch der Trommelgruppe den richtigen Platz zeigen. Dann erzählt sie, warum sie mitmacht: „Ein Bewusstsein für Ökologie, Wiederverwertung, naturnahe Gestaltung, das sollen die Menschen mitnehmen.“ Ihr gehe es darum, das Vorurteil von teuren ökologischen Lebensmitteln aus den Köpfen zu bekommen. „Es ist nicht teuer, wenn man sich selbst etwas Gutes tut und dadurch auch die Umwelt gesund bleibt. Ich bin, was ich esse.“
Kräuter selbst ernten
Die Anbieter kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet. Aber es sei nicht schwer, vor Ort das ganze Jahr über ökologische Angebote zu finden, so Ehses. Es gebe viele Bioläden und Initiativen. Sie verweist zum Beispiel auf die Aktion „Blumenpott“ im Wiesenviertel. Dort werden auf der Straße in Kisten Kräuter angebaut, die Anwohner selbst ernten können.
Auch auf der alten Zechenbrache hat sich wieder viel Natur angesiedelt – ein großes Potenzial der Artenvielfalt, wie Birgit Ehses schwärmt. „Von der Ringelnatter bis zum Uhu gibt es hier wieder viele Tiere, was für eine gesunde Natur spricht.“
Die Wirkung von Bilsenkraut
Der Ökomarkt findet auch deshalb immer am Tag des Geotops statt, weil Natur und Bergbau hier Hand in Hand gehen. Vor sieben Jahren hat die Veranstaltung klein angefangen – mit 25 Ständen. Fast doppelt so viele sind es in diesem Jahr. An einem davon steht Historikerin Dörte Rotthauwe und zeigt, wie man einst Bier braute. Es wurde weniger Hopfen zugegeben, dafür unterschiedliche Pflanzen und Kräuter. Manche davon, wie Bilsenkraut, fielen heute unter das Betäubungsmittelverbot, weil sie Halluzinationen auslösen können. Das wolle sie nicht probieren, sagt Rotthauwe. Doch die Expertin weiß, dass Bilsenkraut in der richtigen Dosierung durstig mache – ein Vorteil für den Wirt. Bei einer Überdosierung sei das Bier dann allerdings tödlich gewesen – vermutlich ein Grund dafür, warum das Reinheitsgebot eingeführt wurde.
Dem Konsum entfliehen
Der Ökomarkt, der von Kräutern über Lebensmittel bis zu ökologischer Kleidung vieles bietet, kommt bei den Besuchern gut an. Ute Brüggemann jedenfalls hat er überzeugt: „Wir haben gerade darüber diskutiert, aus dem Konsum auszusteigen. Wir machen uns jetzt viel mehr Gedanken, nachdem wir über diesen Markt gegangen sind.“