Witten. . Am Annener Berg sollte ein Blindgänger liegen. Gestern kam die Entwarnung.Abgleich mit Luftbildauswertung ist bei jedem Bauantrag Pflicht.
- Am Fuße des Annener Berges sollte ein Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg liegen
- Der Blindgänger-Verdacht bestätigte sich nicht. Gestern kam die Entwarnung
- Abgleich mit der Luftbildauswertung ist inzwischen bei jedem Bauantrag Pflicht
Falls Sie sich das auch gefragt haben sollten: Nein, auf dem Acker zwischen Merdeces Lueg und dem Waldorf-Institut wurde in dieser Woche nicht „nach Öl“ gebohrt. Die Sache war schon ernst. Eine Fachfirma suchte dort einen Blindgänger.
Eine Woche lang haben die Männer von Schollenberger aus Celle die auf Luftbildern identifizierte Abwurfstelle einer Kriegsbombe im Umkreis von sieben Metern „durchsiebt“: mit insgesamt 37 Bohrungen in maximal zwei Metern Abstand, jede sieben Meter tief. Zweimal stießen sie 1,80 Meter unter der Acker-Krume auf Beton, mussten aufgraben und wieder zuschütten: Das waren uralte Fundamente von Strommasten. Sonst fanden sie nichts Verdächtiges. Am Freitag (9. 9.) gab die Bezirksregierung Arnsberg dann Entwarnung. „Da liegt keine Bombe mehr“, sagt Gerhard Pfaff (61), Kampfmittel-Experte der Wittener Feuerwehr. Irgendwann zwischen 1945 und heute müsse sie schon jemand dort weggeholt haben.
Dass man die Suche nach diesem Blindgänger nicht „an die große Glocke gehängt“ habe, habe einen einfachen Grund. „Es gibt schon zu viele Neugierige, die nachts mit dem Metalldetektor im Wald herumlaufen“, so Pfaff, „und wir wollen die Leute da nicht noch hinlocken“.
Bagger-Teil gestohlen
Die Sorge vor ungebetenen Gästen ist nur allzu begründet: In der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag wurde das am Ackerrand abgelegte Verbindungsstück zwischen Baggerarm und -Schaufel gestohlen. Die Polizei kam, um die Anzeige aufzunehmen. Die geschädigte Firma musste Ersatz besorgen.
Für eine Bombenentschärfung hätte man den Bereich selbstverständlich evakuiert, erläutert Pfaff: Im Umkreis von 200 Metern bei einer Fünf-Zentner-Bombe, von 500 Metern bei schwereren Bomben. Bei der Sondierung sei das noch nicht erforderlich gewesen. „Das Bohrgestänge dreht sich seitlich weg, wenn es auf Widerstand stößt“.
Dass auch 70 Jahre nach dem Weltkrieg noch Fliegerbomben gesucht und auch gefunden werden, hat nicht nur mit der großen Bombenlast auf Witten zu tun. 1999 haben die Alliierten den deutschen Behörden die letzten Luftbilder zur Verfügung gestellt.
Nachweis der „Kampfmittelfreiheit“
Vor allem aber müsse seit April für jede Baugenehmigung der Nachweis für die „Kampfmittelfreiheit“ geführt werden, erläutert Gerhard Pfaff, „egal ob Sie einen Carport bauen wollen, oder ein Haus oder eine Tiefgarage.“ Das Bauordnungsamt leite die Anfragen an die Feuerwehr weiter und diese an die Luftbildauswertung in Arnsberg: „Die gucken tatsächlich mit dem Mikroskop Foto für Foto nach, ob dort was runter gekommen ist.“
Ergeben sich dabei „Blindgängerverdachtspunkte“ wie jetzt in Annen, werde die Stelle innerhalb von fünf Tagen erkundet. Etwa vier bis fünf Mal im Jahr kommt das in Witten vor. Von etwa 100 Anträgen zu Bauerwartungsland habe man in etwa 50 bis 70 Fällen das Gelände auch tatsächlich absuchen müssen.
Frühere Bomben-Funde
Blindgänger wurden u.a. 2004 beim Erweiterungsbau des Schillergymnasiums, 2008 beim Bau der Stadtgalerie (unter der Post) und 2009 unter der S-Bahn an der Brauckstraße (Nähe Bauhaus) gefunden und entschärft.
Anlass für die Sondierung in Annen war die Absicht der Stadtwerke, eine Trafostation zu bauen. Die Luftbildauswertung führte zum Verdacht, dass dort noch eine Bombe liegen könnte.