Witten. . 55 Dauergäste beherbergt der Campingplatz in Bommern. Nur wenige Meter trennen die Wohnwagen – dennoch vertragen sich alle prima. Zumindest meistens.

  • 55 Dauercamper haben sich auf dem Areal der Familie Steger eingemietet
  • Besitzer Peter Steger führt mit Frau Edeltraut schon indritter Generationden Platz mit Gastwirtschaft
  • Nur zwei oder drei Camper schlafen auch das ganze Jahr über in den Wohnwagen

„Willkommen im Paradies“, begrüßt Monika Hellmeier ihre Gäste und öffnet die kniehohe Gartenpforte. Hinter ihr stehen der Wohnwagen samt Vorbau, eine kleine Holzsauna und ein Strandkorb. Jedes freie Fleckchen dazwischen hat die 61-Jährige mit selbst gebastelten Schmuck, kleinen Holzfischen und Muscheln dekoriert. Mittendrin tollt Mischlingshund Keks umher zeigt seine Kunststücke.

30 Quadratmeter Wohn-, Garten- und Arbeitsfläche – mehr braucht das Ehepaar nicht, um glücklich zu sein. „Wir haben noch eine Wohnung in Bommern, aber eigentlich sind wir jeden Nachmittag hier draußen.“

Stellplätze am Ufer besonders beliebt

55 Dauercamper haben sich auf dem Areal der Familie Steger eingemietet. Die Stellplätze direkt am Ruhrufer mit Badestelle und Bootsanleger sind besonders beliebt. „Die meisten kommen jeden Tag her“, erzählt Campingplatz-Besitzer Peter Steger. „Aber nur zwei oder drei schlafen auch das ganze Jahr über in den Wohnwagen.“

Traditions-Camping bei Familie Steger

1931 standen an der Uferstraße in Bommern nur ein paar Zelte und die Kaffeewirtschaft von Urgroßmutter Steger.

In den 50er Jahren eröffnete dann der offizielle Campingplatz Steger. Mit Stellplätzen für Dauer-Camper.

Der jetzige Besitzer Peter Steger führt mit Ehefrau Edeltraut schon in dritter Generation den Platz samt Gastwirtschaft.

Der Rest genießt ganz einfach die Ruhe an der Ruhr – und die gute Nachbarschaft. „Klar gibt es Grenzen“, sagt Monika Hellmeier und zeigt auf den kleinen Zaun, der ihr Grundstück vom Nachbargelände trennt. „Aber es sind Grenzen, an denen man sich begegnet.“ Seit 20 Jahren haben die Hellmeiers das Grundstück am Fluss gepachtet. Mit ihren direkten Nachbarn verbindet das Ehepaar mittlerweile eine enge Freundschaft. „Ich bastel sehr viele Kleinigkeiten und oft kommen die Nachbarn rüber, weil sie noch ein Geschenk für irgendjemanden brauchen. Dann können sie sich hier was aussuchen.“ Monika Hellmeier lacht: „Na und im Gegenzug schallt’s dann mal rüber: ,Moni, Moni... ich hab ‘ne Frikadelle fertig!’“

Auch Camper brauchen Urlaub

Auch Gerda Riedesel und Wilfried Bülte genießen die warme Nachmittagssonne. Die 75-Jährigen sitzen unter bunten Sonnenschirmen an einem kleinen Gartentisch. Das Radio läuft. Ein paar Meter weiter fließt träge die Ruhr vorbei. „Ja, wir halten’s hier schon aus“, scherzt Wilfried Bülte. Seit 13 Jahren verbringt das Paar jede freie Minute zwischen Wohnwagen und Ruhrufer. „Man grüßt sich nicht nur, man hilft sich auch“, beschreibt Gerda Riedesel das Verhältnis zu den Nachbarn. „Nebenan wohnt zum Beispiel der Emil, der ist schon fast 90 Jahre alt. Da mähen wir natürlich seinen Rasen mit. Dafür gibt er uns Strom ab.“

So idyllisch das Plätzchen an der Ruhr auch ist: Auch Camper brauchen Urlaub. „Wir fahren meistens zwei Mal im Jahr weg, wenn es noch etwas kühler ist. Im Mai waren wir an der Nordsee“, erzählt das Paar. „Wir sind auf dem Campingplatz ja nur ein paar Kilometer von unserem Haus entfernt. Da kriegt man den Kopf nie komplett frei.“

Gäste allzeit willkommen

Bernd ist zwar kein Dauercamper, dafür aber Dauergast auf dem Platz. „Hie r ist der beste Ort für ein Feierabendbier“, findet der 63-Jährige. Spaziergänge mit Hündin Paula führten ihn vor Jahren zur Gastwirtschaft Steger, die oberhalb der Stellplätze liegt. Den leckeren Kartoffelsalat von Edeltraut Steger kennt im Ruhrtal fast jeder. Bei Bier und Wurst kam Bernd schnell mit den Campern ins Gespräch. Heute ist er bei fast allen Bewohnern bekannt und beliebt. Da wäre es doch Zeit für ein eigenes Grundstück an der Ruhr, oder? „Nee, bloß nicht“, winkt Bernd ab. „Solange ich noch das Privileg habe, dass mich alle einladen, ist das doch viel entspannter.“

Bei aller Camping-Harmonie gibt es natürlich auch manchmal Zoff. „Stinkstiefel haste ja überall“, meint Platzwart Peter Steger. Aber: „Die Camper sind einfach andere Art von Menschen. Sie sind offen und hilfsbereit. Sonst würde das gar nicht funktionieren.“