Witten. . Ein aggressiver Pilz lässt die Triebe absterben. Bei weiteren 120 Exemplarenwird Totholz entfernt, damit keine Äste auf die Straße fallen.
- Eine aggressiver Pilz lässt die Triebe absterben
- Bei weiteren 120 Exemplaren wird Totholz entfernt, um den Verkehr zu sichern
- Neben der Ardeystraße sind der Lutherpark, Salinger Feld und Rheinischer Esel stark betroffen
Das in ganz Mitteleuropa grassierende Eschentriebsterben hat auch Witten erfasst. An 200 von 450 Straßenbäumen dieser Art wurde der aggressive Pilz bereits festgestellt. Mindestens 75 Eschen werden in den nächsten Wochen nach und nach gefällt. Bei den anderen 120 wird Totholz aus der Krone geschnitten, in der Annahme, diese noch retten zu können.
Der von der Stadt für 50 000 Euro beauftragte Baumdienst legte am Montag an der Ardeystraße mit zwei Arbeitskolonnen von insgesamt neun Mann und großem Gerät los. Die ersten 20 Eschen wurden dort gefällt. Genauer: zersägt.
„Fällgreifer“ hält und sägt
Weil fürs Fällen der bis zu 20 Meter hohen Eschen auch bei halbseitiger Sperrung zu wenig Platz ist, setzt die Firma ihren nagelneuen „Fällgreifer“ ein. Eine Baumzange am Ende des Teleskoparms greift sich den Stamm in luftiger Höhe und zerlegt ihn mit der eingebauten Säge in Sechs-Meter-Stücke, die auf die Ladefläche des Lkw passen. Um Transportkosten zu sparen, wird das Eschenholz auf dem Parkplatz an der Herdecker Straße zu Feuerholz geschreddert.
Panne beim ersten Einsatz
Dass die 350 000 Euro teure Neuanschaffung vor der Kamera des WDR-Fernsehens beim Ersteinsatz zunächst den Dienst versagte, brachte Firmeninhaber Christoph Ribbrock nicht aus der Ruhe. Er saß im Steuerhaus, als er den Joystick, mit dem das Monstrum gelenkt wird, auf einmal ganz in der Hand hielt. Mit einem Kuli als Ersatz-Steuerknüppel und Sekundenkleber war die Panne im Handumdrehen behoben.
Asiatische Form des Pilzes ist viel aggressiver
Etwa 80 bis 90 Jahre alt sind die Eschen an der Ardeystraße. Unter günstigen Bedingungen – in Parks oder im Wald – können die Bäume 400 bis 500 Jahre alt werden, weiß Bernd Ammersilge. Das Problem sei jetzt nicht der Pilzbefall an sich, so der städtische Baumexperte. Mit der gängigen Form des „weißen Stengelbecherchens“ hätte die Eschen immer in Harmonie gelebt. Der Pilz habe zur Zersetzung der Blätter und zum Öko-Kreislauf beigetragen. Inzwischen habe aber das „f a l s c h e weiße Stengelbecherchen“ die alte Form verdrängt.
Diese aus Asien stammende neue Form ist laut Ammersilge „viel aggressiver“. Der Pilz dringe über die Ballspindel erst ins Mark der Triebe ein, dann ins Holz. „Der Befall führt zum sofortigen Absterben der frischen Triebe.“ Das ebne den Weg für weitere Krankheiten. Anfänglich seien Pilz und Fäulnis kaum zu erkennen. „Doch es muss schnell gehandelt werden, weil belaubte Äste abbrechen können.“
Bäume mit „X“ müssen fallen
Im Juni wurden die Straßenbäume klassifiziert: Ein „X“ steht für Fällung, ein „T“ für „Totholz entfernen“. Bäume mit grünem Punkt dürfen stehen bleiben – vorerst. Außer an der Ardeystraße werden Eschen in größerer Zahl im Lutherpark, Salinger Feld (Grotenbach) und am Rheinischen Esel Höhe Brunebecker Straße gefällt werden müssen, markante einzelne Exemplare auch in der Freiligrathstraße (3) und am Ledderken (2).
Neu-Pflanzungen offenbar resistenter
Gegen den Befall gibt es bisher kein wirksames Gegenmittel. Trotzdem hat Ammmersilge noch Hoffnung für einen Teil der Bäume – rund 900 sind es im städtischen Bestand. Der Pilz habe bisher ausschließlich die gemeine Esche befallen, „die Uraltform“. In den vergangenen Jahren wurden neue Sorten gepflanzt. „Die sehen bisher noch sehr gesund aus. Wir hoffen, dass sie resistent sein könnten.“