Witten. . Unbekannte haben das Antikriegsdenkmal im Lutherpark mit weißer Farbe beschmiert. Davor und auf dem Boden der Skateranlage steht außerdem: „No AfD!“
- Mit weißer Farbe haben Unbekannte Antikriegsdenkmal und Bikergelände in Lutherpark verschandelt
- Auf dem Boden ist die Parole „No AfD!“ aufgemalt worden
- Gut zu erkennende Fingerabdrücke von abgestreifter Farbe auf Parkbank sollen Polizei nun weiterhelfen
Das Mahnmal gegen Krieg und Vertreibung sowie die zugehörige Denkmaltafel im Lutherpark sind mit weißer Farbe beschmiert worden. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet.
„Das ist der Regelfall, wenn es sich um ein Wahrzeichen mit einer politischen Botschaft handelt wie im Lutherpark“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Füße und Beine der drei Figuren, der Gedenkkranz darunter und die nahe Wiese samt Baum sind mit unzähligen Farbspritzern übersät. „Die weiße Masse wurde wohl aus einem Behältnis geschleudert“, heißt es im Bericht der Ordnungskräfte, die am Samstagmorgen gegen sieben Uhr von einer Parkbesucherin informiert worden waren.
„Die Schmierereien müssen kurz vorher entstanden sein. Denn als ich mit meinem Hund gegen sieben Uhr beim Gassigehen hier vorbeigekommen bin, hatte er hinterher weiße Pfotenabdrücke, weil die Farbe noch feucht war“, bestätigt auch ein Parkanwohner im Gespräch mit unserem Reporter vor Ort. Hinweise erhofft sich die Polizei von gut sichtbaren Fingerabdrücken, die der Täter auf einer Bank am Denkmal hinterlassen hat, als er sich die weiße Farbe von den Händen streifen wollte.
Ob es sich tatsächlich um eine politisch motivierte Tat handelt und welcher Richtung sich der Verursacher zugehörig fühlt, können die Ordnungskräfte noch nicht sagen. Auf jeden Fall ist auf dem Boden vor dem Denkmal und auf der etwa hundert Meter entfernten Biker- und Skateranlage (Halfpipe) in großen Lettern zu lesen: „No AfD!“ Ein Aufruf also gegen die rechtspopulistische Partei. Vielleicht kein Zufall, dass er am Wochenende im Vorfeld der Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern entstand.
Anwohner erzählt: „Früher waren Parkwächter in Witten Selbstverständlichkeit“
„Als ich am frühen Samstagmorgen hier vorbei kam, standen da zwei Eimer mit weißer Farbe. Aber niemand war in der Nähe. Ich habe mich noch gewundert, was die dort sollten. Kurz darauf waren sie weg“, erzählt ein Anwohner. Er wohnt seit über 40 Jahren in der Ardeystraße am Lutherpark: „Als ich klein war, gehörten Parkwächter in Wittener Grünanlagen wie dem Luther- oder dem Stadtpark an der Ruhrstraße zur Selbstverständlichkeit. Da wäre der inzwischen alltägliche Vandalismus gar nicht vorstellbar“, meint er kopfschüttelnd.
Der 58-Jährige sagt weiter: „Wenn man heute so was erzählt, wird reflexhaft abgewunken: ,Die Stadt hat kein Geld dafür.’ Ich finde, das ist eine Milchmädchenrechnung: Von den Unsummen, die durch Zerstörungen in Witten tagtäglich angerichtet werden, ließen sich solche Wächter leicht bezahlen.“
Mit einer breiten Farbrolle wurden die Schmierereien vor dem Mahnmal und noch viel großflächiger auf dem Asphalt der Skateranlage aufgebracht. Auch der an der Gedenkstätte niedergelegte Kranz des DGB zum Antikriegstag am 1. September ist bespritzt worden. Außerdem ist die Gedenktafel daneben kaum noch zu lesen, weil sie breit überrollt wurde. Dabei ist ihre Inschrift gerade heute, in unserer von Kriegen überzogenen Welt, nachdenkenswert. Dort ist nämlich zu lesen: „Das Vermächtnis dieser Toten und Verschollenen aber darf im menschlichen Bewusstsein nicht in Vergessenheit geraten und verpflichtet die Überlebenden, dem Mahnruf Friede und Freiheit in aller Welt Geltung zu verschaffen.“
Auf etwa 1500 Euro schätzt die Polizei den im Lutherpark entstandenen Schaden. Außerdem rechnet sie einen weiteren Tatort diesen Unbekannten zu: „Auf die Glasscheibe der Bushaltestelle Johannisstraße an der Ardeystraße wurde in derselben Samstagnacht ein weißes Herz gemalt, das in der Art den Schmierereien im nahen Lutherpark ähnelt“, sagt ein Polizeisprecher. „Und auf den Gehweg vor dem Wartehäuschen wurde außerdem ein Herz mit einem Ausrufezeichen gemalt.“
Auch einer der Drogenkranken, die sich regelmäßig im Lutherpark aufhalten, ist genervt: „Die Schmierereien werden hier immer schlimmer. Das geht in Wellen, ist meistens am Wochenende zu beobachten. Kürzlich sind solche Chaoten nachts durch die Lutherstraße gezogen und haben viele Rolladen besprüht. Wir waren’s jedenfalls nicht. Wir wollen unsere Ruhe haben.“
Und tatsächlich: Die Mauern rund um den Lutherpark, Bänke und Abfalleimer sind übersät mit den Schriftzeichen der üblichen Verdächtigen: Efoi, Raster, Rick, Liebe, Glück auf!, Sex und Raw sind da zu lesen. Sie ziehen sich weiter durchs gesamte Stadtgebiet. Wann gebietet jemand diesen Schmierern endlich Einhalt?