Witten.. Martina Okunek ließ ihren Hund in der Ruhr spielen. Dabei fand sie die Gewehrpatronen. Der Kampfmittelräumdienst will sie bald aus dem Wasser holen.
Bei der am Donnerstag in der Ruhr gefundenen Munition handelt es sich nach Angaben des Kampfmittelräumdienstes Arnsberg um Karabinerpatronen. Die Gewehrmunition werde man „nicht mehr heute, aber zeitnah bergen und entsorgen“, teilte dieser am Freitag mit.
Bei der „Infanteriemunition“ handele es sich offensichtlich um einen „Weltkriegsfund“, sagte Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung. Die Entscheidung, diese noch eine kurze Frist liegen zu lassen, habe man in Absprache mit der Wittener Feuerwehr getroffen. „Der betreffende Bereich der Ruhr ist relativ schwer zugänglich, und damit ist die Fundstelle kein direktes Gefahrengebiet“, so Hahn. Voraussichtlich würden beim Bergen der Munition auch Taucher eingesetzt. Was bisher bekannt sei, könne man zwar einfach herausholen, wenn man im Wasser stehe, aber selbstverständlich werde man auch das Umfeld absuchen.
Gute Sicht bis auf den Grund
Keine „Schwimmerin“, wie der WAZ irrtümlich mitgeteilt worden war, sondern eine Hundehalterin hatte am Donnerstag den Fund gemacht. Martina Okunek (52) hatte Schäferhündin Febee – wie schon so oft – an dieser Stelle ins Wasser gelassen. Bei den hochsommerlichen Temperaturen hatte sie aber auch selbst die Schuhe ausgezogen. Sie watete am Ufer durchs Wasser, das ihr höchstens bis zu den Knien reichte. Die Ruhr führt nicht nur Niedrigwasser, man kann dort zur Zeit auch sehr gut den steinigen Untergrund erkennen.
Als Martina Okunek den Boden vor ihren Füßen musterte, machte sie die Entdeckung. „Guck mal, was sind das denn für eigenartige Objekte im Wasser“, rief sie ihrem Mann Reinhold (62) zu. Der hatte wenige Meter entfernt am Ufer gewartet.
Übers Wasser gebeugt nahmen sie die „Objekte“ näher unter die Lupe und fischten auch eins heraus. Reinhold Okunek wusste gleich, woran er war. „Das sind Patronen von einem MG42 oder von einem Karabiner. Das ist Kaliber 8 mal 57 Millimeter M“, erklärt er. „Das war das Standardkaliber im ersten und zweiten Weltkrieg.“
Der Ehemann ist Jäger
Der Wittener kennt sich aus, weil er aktiver Jäger ist. Er hat sogar selbst schon mit diesem Kaliber geschossen. Okunek ist sich auch sicher, dass die Patronen „noch scharf und funktionsfähig sind“. Aber auch er sagt, dass ohne brachiale Gewalteinwirkung keine Gefahr davon ausgehe. „Die sind so produziert, dass sie feuchtigkeitsunempfindlich sind“. Trotzdem wussten die Okuneks natürlich, was zu tun ist. Nachdem sie etwa 20 Patronen im Wasser entdeckt hatten, riefen sie die Polizei.
Das Gelände ist eingezäunt
An der Uferstraße gibt es vier Kanusportvereine – von insgesamt neun in Witten. Der Verein, vor dessen Gelände die Munition gefunden wurde, weist aus gegebenem Anlass darauf hin, dass es sich um ein abgeschlossenes Gelände handelt, auf dem Nichtmitglieder nichts zu suchen haben. Die Okuneks gehören seit langem zum Freundeskreis und sind deshalb auch weiterhin willkommen. Der Fundort der Munition sei ohnehin völlig ungeeignet zum Schwimmen, sagte ein Vorstandsmitglied (79). „Und von uns geht hier sowieso keiner rein. Wenn wir aufs Wasser gehen, dann mit dem Boot. Wir sind ein Kanuclub und kein Schwimmclub.“
Geräumte Kampfmittel in NRW 2015
Der Kampfmittelräumdienst NRW hat 2015 1098 Bomben (Reg.Bez. Arnsberg: 164), 5217 Granaten /(402), 119 Minen (keine), 814 Handgranaten (27) und 2398 Sprengmittel (Dosen und Ähnliches)/(14) geräumt.
Insgesamt wurden 1805 Kilo Infanteriemunition gefunden. Diese hatte eine Nettoexplosivstoffmasse von 180 Kilo.