Witten. . Die Popakademie startet am 10. Oktober mit zehn Studenten. Derzeit werden die ehemaligen Räume der Stadtbücherei für die neue Hochschule umgebaut.

  • Die ehemaligen Räume der Stadtbücherei werden für die Popakademie umgebaut
  • Zehn Studenten beginnen im Oktober in der neuen Hochschule ihr Studium „Kirchliche Popularmusik“
  • Saxofonist Wolf Codera ist einer der 14 Dozenten des bundesweit einmaligen Studienganges

Das jüngste Wittener Vorzeigeprojekt, die Evangelische Popakademie, nimmt Formen an. Eine halbe Million Euro investieren die Evangelische Landeskirche Westfalen und Sponsoren in den derzeitigen Umbau und die Einrichtung der Räume der ehemaligen Stadtbibliothek an der Ruhrstraße. Am 10. Oktober werden die ersten zehn Studenten der neuen Hochschule hier ihre Ausbildung beginnen.

Gefördert wird das Projekt der evangelischen Kirche unter anderem von der Wittener Sparkasse, die die Anschaffung eines Flügels ermöglicht, sowie von einer Münsteraner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, so Martin Bartelworth, Vorstand der Stiftung Creative Kirche und Geschäftsführer des Bereichs Fortbildung der Akademie. Diese bietet den bislang bundesweit einmaligen Studiengang „Kirchliche Popularmusik“ mit einem Bachelor-Abschluss an.

Genutzt werden das Erdgeschoss und Kellerräume der einstigen Stadtbücherei, rund 1300 Quadratmeter insgesamt, mit deren Umbau das Bochumer Architekturbüro Hesse & Chilinski und das Wittener Bauunternehmen Rödiger beauftragt wurden. Das Stahlpodest, das im Hauptraum früher eine zweite Büchereiebene ermöglichte, wurde bereits demontiert. „Nach dem Umbau wird dies unser Veranstaltungssaal sein, der 200 Menschen Platz bietet, bei Konzerten etwa und für den Hochschulbetrieb“, erläutert Bauleiterin Ingrid Köhler.

Firma aus Barcelona liefert Proberaumkabinen

Bauleiterin Ingrid Köhler und Martin Bartelworth, Geschäftsführer des Bereichs Fortbildung der neuen Akademie, mit den Plänen für den Umbau.
Bauleiterin Ingrid Köhler und Martin Bartelworth, Geschäftsführer des Bereichs Fortbildung der neuen Akademie, mit den Plänen für den Umbau. © Funke Foto Services

Eine Bühne wird es hier auch geben, außerdem Büros, einen Seminarraum und Unterrichtsräume. Im Keller des denkmalgeschützten Hauses, dessen ältester Gebäudeteil von 1893 stammt, wird für die Musiker ein Probezentrum entstehen. Eine besondere Herausforderung. Weil Hauseigentümer Philip Lehmann mit seiner Softwarefirma „Crosscan“ direkt über der Hochschule arbeitet und der Medizinische Dienst seine Büros im Haus hat, darf die Popakademie beide nicht durch zu laute Musik stören.

Eine Firma aus Barcelona bietet hier eine Lösung mit so genannten Proberaumkabinen an. Vier sollen für die Akademie gekauft werden, eine haben die Spanier – zum Ausprobieren – bereits geliefert. Der durch seine „Session Possible“-Reihe bekannte Saxofonist Wolf Codera unterzog die stark Schall schluckende Kabine am Donnerstag einem ersten Praxistest.

Rektor wird Professor Helmut Fleinghaus

Bestanden, lautete das Urteil des 54-Jährigen, der einer der ersten 14 Dozenten der neuen Einrichtung sein wird, an der später einmal 40 bis 60 Studenten ihr Studium absolvieren können. Codera wird an der Hochschule unter anderem zuständig sein für das Musizieren im Ensemble. „Außerdem erkläre ich den Leuten, wie man erfolgreiche Musikprojekte macht.“ Rektor der Wittener Akademie wird Professor Helmut Fleinghaus, der die Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen in Herford leitet, deren zweiter Standort Witten ist.

Wenn die ersten zehn Studenten im Oktober ihr Studium an der Popakademie beginnen, werden die Umbauarbeiten im Gebäude der ehemaligen Stadtbücherei noch nicht abgeschlossen sein. „Es kann hier dann aber schon unter guten Bedingungen gelehrt werden“, sagt Martin Bartelworth, Geschäftsführer des Bereichs Fortbildung der Akademie.

Es werden auch Workshops und Wochenendkurse angeboten

Die Studenten des achtsemestrigen Studiengangs „Kirchliche Popularmusik“ werden in Witten in allgemeiner Musiktherorie und Gesang unterrichtet, sie erhalten Instrumentalunterricht, lernen, wie man mit Bands und Chören arbeitet und Musik vermittelt. Wer hier studiert, muss keine Studiengebühr entrichten, aber eine Aufnahmeprüfung bestehen. Die Hochschule wird im Bereich Fortbildung auch Workshops und Wochenendkurse anbieten, an denen Laien teilnehmen können. Etwa Erzieherinnen von Kitas, die mit Kindern auch musikalisch arbeiten möchten.

Die Akademie soll weiter ausgebaut werden, später mehr Studenten aufnehmen können. Prorektor der Hochschule ist der Essener Musikwissenschaftler Professor Hartmut Naumann, der schon lange Kirchenmusiker ausbildet. Unter den 14 Dozenten ist auch der Pianist Prof. Dieter Falk.

Düsseldorfer Musikproduzent Prof. Dieter Falk unterrichtet in Witten

Der 57-Jährige arbeitete als Musikproduzent unter anderem mit Pur, Paul Young und Patricia Kaas zusammen. Der Düsseldorfer gehört zur Spitze der deutschen Musikszene. Der Dortmunder Kirchenmusikdirektor Ingomar Kury wird Dozent für Orgel. Der Remscheider Kirchenmusiker Christoph Spengler, der in diesem Jahr mit der Ehrenmedaille der Bergischen Universität Wuppertal ausgezeichnet wurde, ist als Dozent für das Klavier zuständig.

Die neue Akademie soll im kommenden Mai groß gefeiert werden, kündigt Martin Bartelworth an. Der betont: „Wir wollen keine elitäre Hochschule sein, die sich abschottet.“ So soll der Raum der ehemaligen Kinderbibliothek im Akademiegebäude für öffentliche Veranstaltungen und Workshops genutzt werden. Bartelworth: „Umbauen können wir ihn noch nicht, dazu fehlt uns noch das Geld.“