Witten. . Bommeraner sind sauer: Sanierung des tristen Spielplatzes Blesken-Straße wurde mehrfach verschoben. Bei anderen Spielflächen legt sich Stadt ins Zeug.

Wie könnte es klingen, wenn Wittener Eltern ihrem Nachwuchs gegenüber einen herberen Erziehungston anschlügen? Etwa so: „Wenn du den Kevin nochmal so feste trittst, musst du auf dem Andreas-Blesken-Spielplatz spielen!“

Wer den elenden Zustand dieses Geländes hoch oben in Bommern kennt, der weiß: So eine Ansage wirkt. Garantiert.

Kniehoch steht das Unkraut an den Treppen des Spielplatzes oben auf dem Bommeraner Kranenberg, die Sandflächen dienen eher als Hundeklos als zum Burgenbauen. „Das Gelände ist total verkommen, die Spielgeräte sind dürftig und langweilig. Dabei könnte das hier eigentlich ein schöner Ort sein“, meint Christiane Zuppa, die mit ihrer Familie direkt um die Ecke in der Nolsenstraße wohnt. Tatsächlich liegt der Spielplatz in der Andreas-Blesken-Straße in einem ruhigen Umfeld, umgeben von gepflegten kleineren Häusern.

Luftig und lustig, so geht’s auch: Der von Grund auf sanierte Spielplatz im Lutherpark findet viele Fans unter den Wittener Innenstadtkindern
Luftig und lustig, so geht’s auch: Der von Grund auf sanierte Spielplatz im Lutherpark findet viele Fans unter den Wittener Innenstadtkindern © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

„Nicht nur wir muten unseren Kindern Max und Finja diesen verdreckten Spielplatz nicht zu, sondern vielen Eltern aus der Nachbarschaft geht es genauso. So bleibt uns nichts anderes übrig, als zum Hohenstein zu fahren. Das ist von uns aus das naheste Spielgelände, das schön gelegen, großflächig und gepflegt ist“, meint die 34-Jährige. Auch andere Spielplätze haben ihren Namen wieder verdient, nachdem die Stadt sie von Grund auf erneuert hat, etwa im innerstädtischen Lutherpark, an der Herberder Meesmannstraße oder der Stockumer Mittelstraße. Sie gehören zu den 16 Mittelpunktsspielflächen im gesamten Stadtgebiet, die in den nächsten Jahren aufgewertet werden, während andere geschlossen und verkauft werden. Hintergrund sind sinkende Kinderzahlen und die klamme Stadtkasse. Die Zahl der Wittener Spielfächen sinkt damit um etwa ein Drittel, von etwa 90 auf rund 60. So wird es künftig neben jenen 16 großen Arealen noch 39 so genannte Funktionsflächen geben. Kleinere Anlagen also, denn nicht jedes Kind wohnt in der Nähe einer Mittelpunktfläche. Im Laufe von zehn Jahren sollen also alle verbliebenen Gelände aufgepeppt werden, teils aus dem Verkauf der anderen Anlagen, teils aus Spenden. Das Konzept „Schöner spielen in Witten“ wurde 2012 beschlossen.

Hat Spaß: Guilia (8) pumpt Wasser auf dem sanierten Spielplatz an der Herbeder Meesmannstraße.
Hat Spaß: Guilia (8) pumpt Wasser auf dem sanierten Spielplatz an der Herbeder Meesmannstraße. © Fischer

Während es in Annen und in der Innenstadt jeweils vier Mittelpunktsspielflächen gibt, war in Bommern mit der Anlage an der Merianstraße nur eine geplant. „Aber wegen der steigenden Kinderzahlen in den Neubaugebieten Portmann-Ring, Bommeraner Heide und bald in den Espeln haben wir die Verwaltung prüfen lassen, ob nicht ein weitere Mittelpunktsspielfläche in unserem Stadtteil sinnvoll sei“, erinnert sich der Bommeraner CDU-Ratsherr Simon Nowack etwa eineinhalb Jahre zurück. An ihn wandte sich auch Christiane Zuppa hilfesuchend, die ebenfalls feststellte, „dass immer mehr Familien mit Kindern hierher ziehen.“

Im Unterausschuss Jugendhilfeplanung wurde dann entschieden, 80 000 Euro in die Sanierung des Spielplatzes an der Blesken-Straße und 10 000 Euro für einen „naturnahen“, bespielbaren Grünstreifen in der nahe gelegenen Straße „In den Espeln“ zu investieren. Der Beschluss fiel im Frühjahr 2015, im Herbst sollten die Kinder aus dem Umkreis nach ihren Wünschen für die Spielplatzausstattung befragt werden, Baustart sollte Anfang 2016 sein. Nicht zuletzt durch die lange Erkrankung der Nachfolgerin des ehemaligen Jugendbeauftragten Gerd Kinski wurde das Projekt immer weiter verschoben. Jetzt ist die Ausführung für 2017 geplant.

Leichtbaugeräte ziehen später um

„Wir hinken dem Zeitplan eineinhalb Jahre hinterher. Ich kann verstehen, dass die Eltern da sauer werden“, meint Simon Nowack. Zumal die kommende Lösung nicht die endgültige sein wird, wie er erklärt: „Wenn das Baugebiet in den Espeln realisiert worden ist, zieht die Mittelpunktsspielfläche dorthin. Für Oberbommern ist das zentraler als in der Blesken-Straße. Deshalb kommen dort Leichtbauspielgeräte hin. Sie können später schneller umziehen. Aber dieser letzte Schritt dauert nocht vier, fünf Jahre.“