Witten. . Die Canu Camping Freunde Witten verbringen ihre Freizeit am liebsten auf dem Wasser. Aber nicht immer nur auf der Ruhr.
Saftig grün leuchtet die Wiese unter der Herbeder Ruhrbrücke. Träge strömt der Fluss vorbei. Jetzt ins Boot setzen und einfach mal drauflospaddeln, das wär’s. Reinhard Feldt (63) und Olaf Heß (61) erfüllen sich diesen Wunsch, wann immer sie Lust dazu haben: „Neulich abends sind wir eben noch ‘ne Seerunde gefahren“, sagt Feldt. Er und Heß sind Mitglieder bei den Canu Camping Freunden (CCF), die ihren Platz am Fuße der Brücke haben. Seit 50 Jahren schon.
Nach Venedig oder Amsterdam
Auch ein paar Wohnwagen stehen hier. Doch obwohl sich das Fleckchen ideal dafür eignen würde, ist es kein offizieller Campingplatz. Nur Vereinsmitglieder dürfen ihre rollenden Heime abstellen. Und andere Paddler, die nett anfragen. Feste Parzellen oder hübsch gepflegte Gärtchen gibt es nicht. Schließlich wollen die Besitzer mit Wagen und Booten weiterziehen: an die Ardèche, nach Venedig, Amsterdam oder an die Nordseeküste. Überall dorthin, wo es viel Wasser gibt. Er sei auch schon mit dem Kajak zwischen all den schicken Jachten in den Hafen von Portofino eingefahren, erzählt Reinhard Feldt.
Jubiläumsfeier mit Live-Band
Die Canu Camping Freunde feiern am heutigen Samstag, 20. August, ab 13 Uhr auf dem Vereinsgelände (In der Lake 19) ihr Jubiläum. Auch Besucher sind willkommen.
Es gibt Kaffee und Kuchen, abends wird gegrillt. Zur Feier des Tages spielt die Band „Green Sunrise“, deren Bassist Mitglied im Verein ist.
Über 30 Jahre ist er im Verein. Sechs Boote hat er. Olaf Heß kann das locker toppen: Er besitzt neun Kanus. Für Wildwasser, für ruhige Seen, für Flüsse. „Das erste Boot habe ich mir von meinem Konfirmationsgeld geleistet“, erinnert sich Heß. Hannes Reese geht die Sache etwas anders an. Der 52-Jährige ist seit etwa vier Jahren im Verein, gehört zum Vorstand und besitzt selbst kein Boot, sondern nutzt jene des Vereins, die im Schuppen lagern. Reese ist Lehrer an der Holzkampschule und dort Vorsitzender der Fachschaft Sport. Mit der Gesamtschule arbeiten die Kanufreunde zusammen, um die Kinder und Jugendlichen fürs Paddeln zu begeistern. Neun Schulboote stehen dafür auf dem Vereinsgelände bereit – quasi ein Klassensatz mit rund 32 Plätzen.
„Wir waren jahrzehntelang einer der kleinsten Vereine in Witten“, sagt Feldt. Inzwischen zählt die Truppe rund 60 Mitglieder, das jüngste gerade zwei Jahre alt, das älteste über 70. Sie alle lieben nicht etwa den sportlichen Wettkampf, sondern vor allem die Nähe zur Natur. Hannes Reese schwärmt von der „totalen Ruhe auf dem Wasser“. Die finde er sogar samstags auf dem Kemnader Stausee, wenn drumherum alles brummt. Dann nimmt er seine Frau Ute mit und Tochter Zoë.
Kentern üben
Die Neunjährige setzt sich auch gern ins Kanu, „aber ich lass’ mich lieber ‘rumfahren“, gesteht sie. Ute Reese dagegen mag das Paddeln. Zum ersten Mal sei sie in einem Lehrschwimmbecken ins Boot gestiegen, um das Kentern zu üben. Tatsächlich sei sie später im freien Gewässer mit dem Kanu umgekippt. „Und ich war total happy, dass ich dann wusste, wie ich mich unter Wasser richtig verhalte“, sagt die 46-Jährige. Schwimmen können muss natürlich jeder, der dem Verein beitreten möchte.
Wer übrigens ein Boot aus dem Vereinsschuppen holen, zur Toilette oder duschen will, der muss etwa 100 Meter an der Wiese vorbei, auf der das spanische Restaurant Picasso seine Tische und Stühle aufgestellt hat, bis zum Haus der Familie Lindemann, ehemals Obermann. Von ihr hat der Verein die Räume günstig gepachtet. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Reinhard Feldt.
Und dann wird’s Zeit, endlich mit den Vorbereitungen für das Sommerfest an diesem Samstag zu beginnen. Das Jubiläum muss schließlich gebührend gefeiert werden.