Witten.. Dreiste Sprüher lassen nach Taten Dosen am Bahnhof stehen. Gebäudebesitzer will Kamera anbringen. Zerstörte Scheiben und Graffiti Alltag in Witten
Drei Sprühdosen strahlendweißer Heizkörperlack stehen am Hauptbahnhof. Nicht etwa, um im sanierungsbedürftigen Gebäude alte Heizungen auf Hochglanz zu bringen.
Im Gegenteil: Die besonders hartnäckige und strapazierfähige Farbe haben Unbekannte benutzt, um den Seitenaufgang zu den Gleisen mit Langzeitwirkung zu verdrecken. Nicht nur die Wand, sondern auch Treppe und Boden rund um die Stelle, wo die nun leeren Dosen am Mittwochabend stehen.
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Derartige Schmierereien sind auch der Grund, warum Markus Bürger, Besitzer des Bahnhofsgebäudes, angekündigt hat, auf der Rückseite Videokameras und einen Schutzzaun anzubringen. Denn die teils gereinigte Fassade, etwa des Anbaus mit der Verbraucherzentrale, wurde bereits wieder durch Dreck aus Dosen verschandelt. Überhaupt toben sich dort regelmäßig Sprayer aus: Übersät mit Graffiti sind etwa das Gleisbett oder die Rückseite der Wand des angrenzenden Zentralen Omnibusbahnhofs.
Automaten zertrümmert
„Solche Typen haben vor nichts Respekt. Auch nicht vor dem neuen ZOB. Dass sie den noch nicht verhunzt haben, liegt daran, dass hier viele Leute unterwegs sind und wir rund um die Uhr am Bahnhof stehen“, meint ein Taxifahrer. Achtung vor fremdem Eigentum? Bei solchen Vandalen komplett Fehlanzeige. Auf dem Bahnsteig zeugen davon die verkratzten Glaswände an den Wartebänken oder die in tausend Teile zertrümmerte Scheibe des Erfrischungsautomaten. Und gleich sieben von acht Strahlern wurden vor einigen Wochen in Ruine Hardenstein zertrümmert. Bis heute suchen die Burgfreunde händeringend nach einer Finanzierungslösung, um die teuren Strahler zu erneuern und so dieses Wittener Wahrzeichen wieder ins rechte Licht zu rücken.
Nachts Wohnungsscheiben besprüht
Nicht nur dort ist die Zerstörungswut grenzenlos: Die gesamte Fassadenreihe der hohen, alten Backsteinhäuser an der Herbeder Straße gegenüber der Kleff-Steilwand wurde im Laufe der Jahre immer stärker verschmiert. Letzter Höhepunkt: Die Nacht nach der großen Tafelmusik-Veranstaltung in der City. Woher man das weiß? Die Schmierer sprayten das Datum sogar auf Wohnungsscheiben und Rolladen.
„Wenn Bürger von Graffiti-Taten betroffen sind, sollten sie das auch anzeigen“, rät Wittens Kripochef Ralf Tietz (Kontakt: 209-8310 oder -8305). Doch die Zahl der Anzeigen sei eher zurückgegangen. „Vielleicht auch, weil viele Hausbesitzer außerhalb Wittens wohnen, solche Schmierereien lange nicht mitbekommen oder ihnen eine Anzeige zu lästig ist“, vermutet er.
Eine zeitlang hat er sich mit einem Kollegen verstärkt um die Graffitiszene gekümmert, vor Ort Fotos geschossen, Motive verglichen, gefundene Spraydosen untersucht, Anwohner befragt. „Aber neben der Aufklärung von Gewalt- und Eigentumsdelikten läuft Graffiti aktuell nur so nebenbei mit“, gesteht der Kripochef ein. Seit Jahren geht die Aufklärungsquote bei Spraytaten gegen null. Es kann – nein, sollte – nur besser werden.