Witten. . Der Wittener Carsten Kreickmann macht mit seinen Greifvögeln Jagd auf Tauben oder Kaninchen. Firmenbuchen ihn bundesweit.
Carsten Kreickmann und seine Falkendame Prima kennt fast jedes Wittener Kind – zum Beispiel von Besuchen in der Waldschule Hohenstein. Dort informiert der 37-Jährige ehrenamtlich über Greifvögel und gibt professionell Jägern Falknerkurse. Vor allem arbeitet Kreickmann aber bundesweit als eine Art Kammerjäger: zur Vergrämung und Bekämpfung von Tauben, Kaninchen oder Mardern. Jagdhelfer dabei sind seine vier Vögel, ein Frettchen und ein Dackel.
Die Dunkelheit ist wie „Feierabend“
„Aviator Falknerdienste“ nennt sich Carsten Kreickmanns Firma, die es so eher selten gibt. Seine Dienste werden weniger von Privatpersonen, denn von Firmen gebucht: Taubenschwärme in Industrieanlagen, Krähen auf Flughäfen oder Kaninchen auf Friedhöfen oder in Dämmen können beispielsweise ein echtes Problem werden.
Falken, Sperber, Bussard
In der freien Natur in Witten kann man nur wenige Greifvögelarten beobachten: Etwa Turmfalken (das sind die, die über Feldern oder nahe der Autobahn oft auf der Stelle fliegen), Mäusebussarde und Wanderfalken.
In der Wittener Innenstadt lebt seit einiger Zeit ein Sperberpaar, um Tauben zu jagen. Greifvögel in der Stadt sind eher selten.
Vögel werden durch Kreickmanns Falken oder Wüstenbussarde vertrieben. Mehrmals lässt er seine Greifvögel dort jagen, die Stadttauben fühlen sich nicht mehr sicher und suchen sich ein neues Zuhause. Kaninchen werden richtig gejagt: der Dackel zeigt den Bau an, das Frettchen scheucht die Nager heraus, draußen lauert schon der Greifvogel. „Dieses puristische Jagen im Einklang mit der Natur, ist das, was mich reizt“, sagt der Vogelexperte. Das klassische Jagen, „mit der kalten Waffe in der Hand“, habe ihm immer missfallen.
2003 hatte der gelernte Schreiner, Lagerist und langjährige Zeitsoldat seinen Jagdschein gemacht, 2006 zusätzlich den Falknerschein. Schon damals erkannte er, dass es einen großen Bedarf an Falknerdiensten gibt und machte sich selbstständig. Der Wetteraner ist Mitglied der Wittener Jägerschaft, „weil man mich hier sehr freundlich aufgenommen hat“, und weil eine Einrichtung wie die Waldschule etwas Besonderes sei.
Auch gestern ist der Falkner dort von Kindern umzingelt – zu Besuch sind Ganztagsschüler aus Buchholz. Wie so oft sind der Respekt vor und das Interesse an dem Vogel groß. Alle Kinder trauen sich, Prima auf ihrem lederbehandschuhten Arm sitzen zu lassen. Prima dreht keck den Kopf, erträgt das Gewusel aber gelassen. „Sie hat einen nervenstarken Charakter und ist daran gewöhnt“, erklärt ihr Besitzer. Stress nehmen die Vögel visuell auf. Wird Prima langsam nervös, verordnet Kreickmann ihr Dunkelheit – zur Entspannung. Er stülpt ihr eine Lederhaube über oder setzt sie in eine spezielle lichtdichte Transportkiste ins Auto. Für die Falkendame sei das „wie Feierabend“, ein schlafähnlicher Zustand.
Vier Jahre ist Prima alt, bis zu 25 Jahre kann die Vogelart werden. Auch wenn sie täglich zusammen leben und arbeiten: Eine vertraute Bindung wie etwa zu einem Hund, könne man zu einem Falken dennoch nicht aufbauen. Kreickmann: „Für sie bin ich Jagdgehilfe und Futtergeber, mehr nicht.“