Witten. . Eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen zeigt: Drei von vier Unternehmen wurden von Cyber-Kriminellen angegriffen.

Etliche Unternehmen in Witten und Umgebung sind bereits Opfer von Hackern geworden. Wie eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen für unsere Redaktion ergab, wurden drei Viertel der 420 Mitgliedsfirmen von Cyber-Kriminellen angegriffen. Das Verbandsgebiet umfasst im Kern die Städte Witten, Bochum, Hattingen und Herne.

Auch wenn nur jedes zehnte Unternehmen bei der Umfrage mitgemacht hat, hält man das Ergebnis beim Arbeitgeberverband für durchaus repräsentativ. Cyber-Angriffe seien vor allem über Anhänge in Mails oder direkt auf das Betriebssystem erfolgt, so die Unternehmen. Zuletzt hatte die Industrie- und Handelskammer Hagen berichtet, dass es immer mehr Angriffe über angebliche E-Mail-Bewerbungen gebe: Ein „Lebenslauf“, bei dem es sich um ein Schadprogramm handelt, ist im Anhang und sperrt nach dem Öffnen den Computer. Er wird erst nach einer Geldzahlung freigegeben. Der IHK Mittleres Ruhrgebiet, zu der Witten gehört, sind keine konkreten Fälle bekannt. Wobei viele Chefs nicht über Angriffe reden würden: Sie hätten Angst, Kunden zu verlieren, so die IHK.

Teilweise hohe Ausgaben für IT-Sicherheit

Wie sich aus den Umfrageergebnissen ergibt, reichen die Folgen der Attacken von blockierten Netzwerken über Datenverluste bis zu defekten E-Mail-Systemen und lahmgelegten Laufwerken. Knapp die Hälfte der Unternehmen gab an, durch Cyber-Attacken bereits Schäden erlitten zu haben. Viele Firmenchefs berichten davon, eigene Sicherheitsmaßnahmen zu treffen – wozu etwa der Einsatz von Firewalls und Virenscannern zählt. Ein Großteil der Unternehmen setzt zudem auf „Mitarbeitersensibilisierung“ und ein Verbot privater Internetnutzung im Büro. Sicherheit, die die Wirtschaft viel kostet: Die Ausgaben reichten von 1300 Euro bei kleinen bis zu 120 000 Euro bei Großunternehmen mit sensiblen Daten, erklären die Arbeitgeberverbände.

G-Data rät zu regelmäßigen PC-Updates

Die Bochumer Sicherheitsfirma G-Data rät: Skeptisch sein bei Mails, die viel versprechen oder Druck aufbauen.

Man solle fragen: Kenne ich den Absender? Ist der Inhalt stimmig? Wichtig: Schutzsoftware und Systemupdates.

„Die Unternehmen befinden sich in einem Katz-und-Maus-Spiel“, weiß Verbandschef Dirk W. Erlhöfer. „Das wissen sie und kalkulieren die Kosten für die Gefahrenabwehr mit ein.“ Die zunehmende Digitalisierung habe viele Vorteile – etwa Service und Wartung per Fernschaltung. „Aber eben nicht nur.“ Allerdings sind längst nicht alle Firmen so weitsichtig.

„Viele Unternehmer sind leichtsinnig“

„Viele Unternehmer sind noch sehr leichtsinnig. Einige haben keine Schutzsoftware“, weiß Hubert Martens, Geschäftsführer des IT-Verbandes „networker“, mit dem auch die IHK zusammenarbeitet. „Wir stellen fest, dass Unternehmer immer stärker angegriffen werden.“ Opfer seien auch Mittelständler, die oft denken würden, sie hätten keine sensiblen Daten und würden nicht auf der „Liste“ der Hacker stehen.

Bekannt ist, dass unter den Opfern auch Wittener Kliniken waren. Etliche Krankenhäuser in NRW waren in letzter Zeit angegriffen worden. Sowohl die St. Elisabeth Gruppe (Marien Hospital) als auch die Diakonie-Ruhr-Gruppe (Ev. Krankenhaus) haben Sicherheitssysteme zur Abwehr. Beispiel EvK: Dort gehen täglich tausende E-Mails ein – verseuchte Anhänge inklusive.

Datenschutzbeauftragter für Firmen

Die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, bei denen viele Wittener Chemie- und Metallfirmen Mitglied sind, haben reagiert: Es gibt einen (kostenpflichtigen) Datenschutzbeauftragten. Verbandsgeschäftsführer Erlhöfer ist sicher: „Das Thema Datensicherheit wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.“