Witten. . Tanja Lerch wagte mit ihrem „Florissimo“ den Umzug an die Ruhrstraße – und hat den Schritt nicht bereut. Eine Baustelle hat sie aus Annen vertrieben.

Die altrosa Markise fällt schon von Weitem auf. Und auch sonst ist das, was sich darunter verbirgt, was fürs Auge. Blumen verkauft Tanja Lerch in ihrem „Florissimo“. Und Deko-Artikel. Die 48-Jährige ist vor zweieinhalb Monaten mit Sack und Pack von der Annen- an die Ruhrstraße umgezogen. „Das du dich das traust“, hätte so mancher Bekannte geunkt – angesichts vieler Leerstände in der City und der Lage: eher am Rande der Innenstadt als mittendrin. Doch Tanja Lerch ist zufrieden: „Es läuft gut.“ Viel besser, als zuletzt in Annen.

Dort hatte der Wittenerin die fünf Jahre währende Baustelle zu schaffen gemacht: „Da ist mein Laden in Vergessenheit geraten. Die Stammkunden allein – das reicht nicht.“ Als endlich wieder Ruhe herrschte, habe sich ein neues Problem ergeben: die Parkplätze vor der Tür. Wer dort stand, sei nicht automatisch Kunde im Florissimo gewesen – und habe zudem noch den Blick auf den immer nett gestalteten Eingang verdeckt. Zeit also für einen Umzug, den sie selbst eigentlich nie so auf dem Plan hatte. „Ich dachte immer, ich bleibe an dem Standort.“ Denn auf der Annenstraße hatte vor 26 Jahren schließlich alles angefangen.

Farbtrends reichen von bunt bis Pink

Auf Messen und in den Niederlanden informiert sich Tanja Lerch über die neuesten Trends. I n Holland kauft sie auch viel Ware: „Weil die Auswahl dort einfach größer ist“, so die Floristin.

Die Trends in dieser Saison: Rosa, Pink und bunt, locker gebundene Brautsträuße (keine kleinen Kugeln mehr) und Blumenkränze fürs Haar.

Das Florissimo an der Ruhrstraße 62 hat auch einen kleinen Kundenparkplatz, der von der Bergerstraße aus befahrbar ist.

Schon während ihrer Ausbildung als Floristin – „ich liebe Blumen über alles“ – träumte Tanja Lerch davon, sich selbstständig zu machen. „Jugendlichen Leichtsinn“ nennt sie das heute. Ihr erstes Domizil: eine ehemalige Bäckerei. Später zog sie ein paar Häuser weiter und dachte, sie sei endgültig angekommen. Dass sie mal näher an der Innenstadt landen könnte, war nie geplant: „Ich hatte Angst vor den hohen Mieten.“ Die Sorge war in ihrem Fall unbegründet. Und als sie das Ladenlokal in dem schönen Jahrhundertwende-Haus an der Ruhrstraße zum ersten Mal betrat, „habe ich von vornherein ein gutes Gefühl gehabt“. Ein Küchenstudio hatte dort zuletzt seinen Platz, davor eine Videothek und ganz früher ein Lebensmittelgeschäft mit Backstube. „Der Vermieter hat gesagt, er wünsche sich wieder etwas Duftendes darin“, sagt Tanja Lerch. Am 20. Mai hat sich sein Wunsch erfüllt.

Viel Eigenleistung

Auf 160 Quadratmetern, inklusive Lager und Arbeitsfläche, entstand ein Raum für Blumen, Pflanzen und schöne Dinge. Viel Eigenleistung steckt darin. Wo vorher beigefarbene Metallplatten als Decke dienten, sorgen jetzt zum Beispiel alte Holzbalken, weiß gespritzt, wieder für Atmosphäre. „Da gucken viele hin.“

Rosen, Dahlien, Hortensien – ihre Lieblingssorten – und viele andere Blumen stehen in Körben zur Auswahl. „Inzwischen finde ich sogar Nelken super.“ Aber auch Kakteen in kleinen gelben Töpfchen. Trockentücher, Kissen, Vasen, Kerzenleuchter, eine rosa Vitrine, Vintage-Gefäße aus Kupfer oder Messing und Skurriles wie den fliegenden Flamingo – Tanja Lerch und ihre Mitarbeiterinnen Heidi Wirsbowsky (47) und Cornelia Doll (52) haben alles mit viel Herzblut stimmungsvoll arrangiert. „Nur von Blumen kann man nicht leben. Das visuelle Gesamtkonzept muss stimmen“, sagt Lerch. Die Reaktion der Kunden gibt ihr Recht: „Viele fühlen sich hier wie im Urlaub.“ Dazu trägt nicht zuletzt das idyllische Gärtchen im Hinterhof bei.