Witten. . Viele Kinder wollen offenbar ein Instrument lernen, um ihren Stars nachzueifern. Wittener Experten wissen, welcher Unterricht besonders gefragt ist.
„Viele Kinder und Jugendliche melden sich zum Musikunterricht an, weil sie gerne die You-Tube-Stars nachspielen wollen“, sagt Bernd Dussin. Der Ur-Wittener, den alle nur „Earny“ nennen, ist vielen in erster Linie als Inhaber eines Musikladens bekannt. Er betreibt aber auch eine kleine Musikschule. Und er weiß: Handgemachte Musik ist wieder „in“.
„Die meisten Anmeldungen kommen für den Gitarrenunterricht“, so Bernd Dussin. „Die Kids lieben vor allem die Singer und Songwriter, denen sie nacheifern. Gefragt sind auch die aktuellen Songs aus den Charts. Wichtig sind im Unterricht natürlich zunächst einmal die Grundlagen, um ein solides Fundament zu haben. Gleichzeitig sollen die Kinder aber auch Spaß haben, daher lassen wir ihre Wünsche auch mit in den Unterricht einfließen.“
Auch Gesang ist begehrt
Gesangslehrerin Susanna Keye kann sich ebenfalls nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen. „Gesang ist total begehrt“, sagt sie. „Viele Leute singen in Chören, viele kommen, weil sie in Bands singen. Die meisten von ihnen haben bereits Vorerfahrungen und möchten sich stimmlich verbessern.“
Und dann gibt es noch eine andere Spezies von Gesangsschülern, die etwas ganz anderes im Sinn hat, wie Susanna Keye weiß: „Als das damals mit DSDS, also Deutschland sucht den Superstar, losging, war ganz klar zu merken, dass viele Leute eigentlich überhaupt kein wirkliches Interesse am Gesang hatten, sie wollten einfach nur berühmt werden.“ Das habe sich aber spätestens seit der Show „The Voice of Germany“ wieder geändert.“
Töne berührungslos erzeugen
Ein ungewöhnliches Instrument unterrichtet Gilda Razani: das Theremin, den ältesten elektronischen Klangerzeuger. Das Instrument, das 1920 vom Russen Lew Termen erfunden wurde, wird berührungslos gespielt. Dabei beeinflusst die elektrische Kapazität des menschlichen Körpers ein elektromagnetisches Feld. „Die Nachfrage wird immer größer, vor allem für Kinder ist es ein besonderes Erlebnis, berührungslos Töne zu erzeugen. Aber das Theremin ist sehr schwierig zu erlernen und sehr übungsintensiv“, sagt Gilda Razani.
Darüber hinaus gibt die gebürtige Iranerin auch Saxophonunterricht. Gilda Razani: „Die meisten Leute, die zum Unterricht kommen, möchten Jazz oder Blues spielen. Klassik ist eher wenig gefragt. Und der Anteil der Mädchen wird mittlerweile immer größer, vermutlich, weil es da auch immer mehr weibliche Vorbilder gibt.“
Spezielles Seniorenprogramm
Hinter einer eher unscheinbaren Fassade in einem langgestreckten Gebäude am Mühlengraben liegt die Musikschule von Stella Vozdanszky. Seit über 18 Jahren betreibt die begeisterte Musiklehrerin und Querflötistin ihre Schule, in der auch Klavier-, Gesangs- und Schlagzeugunterricht gegeben wird. Besonders wichtig ist der 47-Jährigen dabei, dass sowohl die Qualität, als auch der Spaß am Unterricht nicht zu kurz kommen. Musikunterricht sei in allen Altersklassen gefragt.
„Auch viele 50- bis 60-Jährige nehmen gerne Unterricht“, erzählt Stella Vozdanszky und weist darauf hin, dass sie in ihrer Musikschule sogar ein spezielles Seniorenprogramm anbietet. Denn viele ältere Menschen möchten sich im Ruhestand entweder ganz neu oder endlich wieder mit Musik beschäftigen.
Die meisten Schüler seien aber junge Erwachsene. Außerdem sei der Frauenanteil bei den insgesamt über 110 Schülern höher. Die meisten nehmen schon viele Jahre Unterricht in der Musikschule und sind seitdem dabei geblieben. „Einige Schüler begleiten wir bis zur Aufnahmeprüfung fürs Musikstudium“, erzählt die Pädagogin stolz. Dafür bietet Vozdanszky sogar spezielle Kurse an.