Witten. . Sigurd Hebestreit hatte ehemalige Bewohner der Unterkunft Haus Bommerholz ins Heim eingeladen. Man feierte das Wiedersehen.
Ein Sommernachmittag vor dem Haus Bommerholz: Drei kleine Jungen haben sich Superhelden-Umhänge aus bunten Flaggen gebastelt und rasen damit über den Kies. „Waffeln, Waffeln“, ruft der Kleinste. Um seinen Mund herum trägt er einen weißen Bart aus Puderzucker. Eine Einladung zu Waffeln und Kaffee. Rund 80 Menschen feiern in der Flüchtlingsunterkunft ein Wiedersehensfest.
Kurdische, arabische und deutsche Leckereien stehen auf den Tischen. Seit dem ersten Willkommensfest im September 2015 sind viele ehemalige Bewohner ausgezogen und neue Flüchtlinge eingezogen. „Die meisten haben nur auf einen Anlass gewartet, mal wieder das Haus Bommerholz zu besuchen“, sagt die Integrationsbeauftragte Andrea Pfeiffer.
Auch Khaled Sekaria hat bis vor einigen Monaten hier gewohnt. Jetzt lebt er mit Frau und Kind in der Innenstadt, kommt aber trotzdem fast jeden Tag zum Haus Bommerholz zurück. „Ich besuche einen Deutschkurs“, erzählt Khaled Sekaria auf Englisch. „Und ich liebe die Natur hier oben. Es ist so schön grün und entspannend.“ Erholung hatten der 34-Jährige und seine Familie nach der anstrengenden Flucht auch dringend nötig.
Der Sohn kam in Griechenland zur Welt
Vor fast zwei Jahren floh Khaled mit seiner hochschwangeren Frau nach Deutschland. Vorher arbeitete er in der syrischen Hauptstadt Damaskus bei Adidas. Bei einem Zwischenstopp in Griechenland bekam seine Frau ihr Kind, einen Sohn. Zwei Tage später ging ihre Reise weiter. In Deutschland angekommen lebten die Syrer in Unterkünften in Düsseldorf, Billerbeck und Paderborn. Die junge Familie durfte in Witten bleiben.
„Wir sind sehr dankbar, dass uns so viele Ehrenamtliche geholfen haben, damit wir jetzt eine eigene Wohnung haben“, sagt Khaled. Und deutet mit dem Arm auf Sigurd Hebestreit: „Dieser Mann zum Beispiel.“ Sigurd Hebestreit ist Flüchtlingsbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Witten-Hattingen und hilft seit September 2015 im Haus Bommerholz. „Das Klima zwischen den Flüchtlingen und Helfern war hier immer großartig, anders als man das in der Presse von anderen Unterkünften liest“, sagt der 66-Jährige. Zu vielen Flüchtlingen hält er auch nach ihrem Auszug aus dem Flüchtlingsheim Kontakt.
Hebestreit hat die ehemaligen Bewohner des Hauses Bommerholz zum Wiedersehensfest eingeladen. 90 Menschen haben einmal im Haus gelebt, jetzt sind es noch 30. Bürgermeisterin Sonja Leidemann erklärte: „Im Juli haben wir die Nachricht erhalten, dass die Stadt Witten die Quote erfüllt hat.“ Man habe 1650 Flüchtlinge aufgenommen. Weitere Menschen würden jetzt erst einmal auf andere Städte verteilt.