Witten. . Früher konnte es Handball-Nationalspielerin Doris Bartsch nicht schnell genug gehen. Heute bevorzugt die 71-Jährige entspannte Stunden im Straßencafé.

„Sobald der Ball rollt, bin ich dabei“, meint Doris Bartsch (71) lachend. „Ich verfolge alles von der Couch aus oder in der Halle.“ Die ehemalige Bundesliga-Handballerin ist nach wie vor sportbegeistert.

Doch die aktiven Zeiten sind für sie schon längst vorbei. „Vom Mannschaftssport habe ich mich vor vielen Jahren verabschiedet. Mein Leben gehört jetzt der Familie und besonders meinen beiden Enkeln Ronja und Silas.“

Doris Bartsch liebt ihre Heimatstadt. Beinahe täglich ist sie in der City unterwegs. „Ich kenne sehr viele Menschen. Und in gewissem Sinn liebe ich das Bad in der Menge“, schmunzelt sie. Manchmal wünscht sie sich so etwas wie eine „Winkhand“. Ihr Lieblingsplatz ist das Cafe´ Extrablatt am Berliner Platz. „Da kann ich stundenlang draußen sitzen und das bunte Treiben beobachten“, erzählt sie weiter. Für ein Straßencafe´ würde sie sogar eine Zehnerkarte kaufen.

Auch von drei Gegnerinnen nicht zu stoppen: Doris Bartsch im Spiel gegen Bayer Leverkusen im Jahr 1975.
Auch von drei Gegnerinnen nicht zu stoppen: Doris Bartsch im Spiel gegen Bayer Leverkusen im Jahr 1975. © FUNKE Foto Services

Geselligkeit ist das große Hobby von Doris Bartsch. „Daheim sitzen und Trübsinn blasen ist absolut nicht mein Ding“, erzählt sie. „Ich muss nach draußen und über alles Bescheid wissen. Das hält jung und fit.“ An ihre aktive Sportlerzeit denkt sie gerne zurück.

1959 hatte alles angefangen. Eine Freundin schleppte sie zum ersten Handballtraining bei der TG Witten. Da wurde sie vom Handballfieber gepackt. Damals war Doris mal gerade 14 Jahre jung und ihre brilliante Handballkarriere nahm ihren Anfang.

Das gute Ballgefühl, die Treffsicherheit und die Konditon seien ihr in die Wiege gelegt worden, erzählt die ehemalige Spitzensportlerin. Denn mit der Turngemeinde, die nach der Fusion mit dem Team der Sport-Unon Annen zur UTG wurde, „marschierte“ Doris Bartsch direkt bis hinauf in die Bundesliga. „Das war eine Super-Frauen-Mannschaft. Der Teamgeist war einfach phantastisch“, erinnert sie sich. Noch heute haben die „Mädels“ Kontakt zueinander. „Man sieht sich eben. Leider sind einige bereits tot“, so Bartsch nachdenklich.

Auch im Nationaltrikot machte Doris Bartsch eine gute Figur
Auch im Nationaltrikot machte Doris Bartsch eine gute Figur © FUNKE Foto Services

In ihrern neunjährigen Bundesliga-Zeit warf Bartsch mehr als 1000 Tore, wurde mehrfach Torschützen-Königin und niemals vom Platz gestellt – wie sie stolz erzählt. Sie war und ist eine richtige Kämpfernatur. Natürlich gehörte sie auch zur Handball-Nationalmannschaft und nahm an 59 Länderspielen teil.

Nach ihrer aktiven Phase setzte sie sich auf die Trainerbank beim ETSV und TuS Ende. „Ich habe damals zu schnell und plötzlich aufgehört“, erzählt Bartsch. „Ein Jahr lang kränkelte ich. Die Ursache war mein großes Sportlerherz. Mein Arzt riet mir damals, mich regelmässig auszupowern.“ Es kam die Phase des Tennisspielens. Doch das war nicht das Richtige für die leidenschaftliche Handballerin. „Ich brauchte die Mannschaft um mich herum“, lacht sie. Jetzt ist sie froh, dass alles wieder im „grünen“ Bereich ist.

Daheim hat Doris Bartsch einen dicken Aktenordner mit Zeitungsberichten. Sorgfältig ausgeschnitten und datiert. Ganz hinten im Kleiderschrank schlummert noch ihr altes Trikot. Sie hat es hervorgekramt und hält es in die Höhe. „Da bin ich im Laufe der Jahre etwas rausgewachsen“, lacht sie gutgelaunt. „Das spannt heute etwas.“ Für die Zukunft wünscht sie sich Gesundheit, Gesundheit und nochmal Gesundheit.