Witten. . Hendrikje Spengler ist kommissarische Leiterin von Saalbau und Haus Witten. „Ungewöhnliches wagen“ ist nicht nur ihr Spielplan-, auch ihr Lebensmotto.
„Hendrikje“ klingt zunächst eher kleinmädchenhaft. Aber abgesehen davon, dass Frau Spengler Mitte 30 ist, zeigen ihre umfangreichen Berufserfahrungen und ihre Karrierekurve, dass sie weiß, was sie will. „Ich kann hier alles einsetzen, was ich gelernt habe. Meine künstlerische, ebenso wie meine kaufmännische Erfahrung“, sagt Hendrikje Spengler. Aktuell ist sie kommissarische Institutsleiterin des Saalbaus und von Haus Witten.
Die gebürtige Hamburgerin tritt damit beim Kulturforum die Nachfolge von Wolfgang Härtel an, der in Pension geht. „Ungewöhnliches wagen“, das ist nicht nur ihr Motto in dem neuen Job, sondern zieht sich durch das gesamte Berufsleben der 35-Jährigen: Sie absolvierte eine abgeschlossene Lehre als Verlagskauffrau beim angesehenen Kölner DuMont-Verlag, studierte Kulturwisssenschaften mit Diplom in Hildesheim und Paris, sammelte drei Jahre Theatererfahrung am Salzburger Schauspielhaus als Referentin des Intendanten.
Als dann 2012/13 eine Stelle in der Veranstaltungsabteilung des Wittener Kulturforums ausgeschrieben war, schlug sie erneut einen beruflichen Haken, bewarb sich – und wurde prompt genommen. Derzeit wohnt Hendrikje Spengler in Bochum. Und weiß natürlich, dass das dortige Schauspielhaus, aber auch die Dortmunder Bühne, Ballett, Oper und Konzerthaus fast erdrückende Konkurrenten für die Kulturszene im beschaulichen Witten darstellen.
Doch das schreckt sie keineswegs, sonder regt eher ihre kreative Ader an. So findet die Theateraufführung des erfolgreichen Til Schweiger/Dieter Hallervorden-Kinofilms „Honig im Kopf“ am 25. Januar kommenden Jahres im Saalbau in Kooperation mit dem Netzwerk Demenz statt. Denn genau um dieses Krankheitsbild geht es ja auch im Film. Die Hallervorden-Rolle spielt Achim Wolff, auch Karsten Speck wirkt mit.
Überhaupt sollen Aufführungen künftig nicht mehr nackt daherkommen, sondern umrahmt werden. „Es soll Standard werden, dass entweder Schauspieler, Dramaturgen oder Regisseure in das Stück und das Gesamtwerk des jeweiligen Schriftstellers oder Komponisten einführen“, so Hendrikje Spengler. Oder sie übernimmt das gleich selbst. . .
Lust auf den Saalbau machen
Ohne das langjährige Kulturpublikum zu verschrecken, möchte sie „neue Besucherschichten erschließen“. „Denn die sollen sich nicht von uns abwenden und in die Nachbarstädte fahren, weil wir nicht sexy sind und immer wieder olle Kamellen spielen wie die hundertste Fledermaus“, meint die Kulturexpertin. Eine Kindertheaterreihe gibt es schon, Jugendtheaterreihen sollen ausgebaut werden, „und wir sprechen verstärkt Schulen an.“ Aber auch den 40- bis 60-Jährigen, den typischen Theatergängern, will sie „Lust machen, in den Saalbau zu kommen“. Wobei Hendrikje Spengler betont: „Letztlich ist Wittens Kultur für alle da.“
Aufführungen von „Die Wanderhure“ und „Aida“ mit 130 Darstellern geplant
Das Saalbau-Programm besteht aus drei Säulen:
Dem eigenen künstlerischen Programm (früher Comedy), für das das Kulturforum unlängst Verantwortung und Konzeption von der Kulturgemeinde übernommen hat. Theater, Tanz, Konzerte gehören dazu. Geplante Publikumshits: Theater: Aufführungen „Die Wanderhure“ und „Die Päpstin“. Oper: „Aida“ mit 130 Darstellern.
Zweite Säule: Gewerbliche Vermietung, zum Beispiel für Feste wie Schulabschluss- oder Silvesterbälle oder Tagungen.
Dritte Säule: Künstlerische Vermietung, zum Beispiel an den Chinesischen Nationalzirkus. In dem Fall bezahlen die Ensembles Miete an den Saalbau, im Falle der ersten Säule (linke Spalte) das Kulturforum.