Witten. . Ahmad Taher flüchtete aus dem Nordirak, lebt seit neun Monaten in Witten. Ab August hat der Kurde in der Kultur-Kneipe Knut’s einen festen Job.
Ein strahlender junger Mann. Eine Geschichte mit Happy End: Im vergangenen Jahr ist Ahmad Taher aus dem Nordirak über die Balkanroute nach Deutschland geflohen. Der Kurde ließ seine Eltern, seine sieben Geschwister, seine Freunde zurück – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Seine Hoffnung scheint sich zu erfüllen. Ab August ist der 25-Jährige fest in der Kultur-Kneipe Knut’s im Wiesenviertel angestellt – als Koch.
Erst einmal ein Praktikum absolviert
Auch Waldemar Riedel strahlt. Der Geschäftsführer des Knut’s hatte eine 30-Stunden-Stelle in seiner Küche frei und hierfür auch mehrere Bewerber. Ahmad Taher hat er durch Vermittlung des Help-Kiosks kennengelernt. Der Verein, der sich in der Stadt in der Flüchtlingshilfe engagiert, versucht auch, Geflüchtete in Arbeit zu vermitteln – in Praktika, Lehrstellen, in feste Jobs.
Ahmad machte zunächst ein Praktikum in der Kneipe Klimbim, danach, direkt nebenan, ein weiteres im Knut’s. Nicht nur Waldemar Riedel hat sein Einsatz in der Küche und „am Gast“ überzeugt. Auch Knut’s- Koch David Fischer, der dringend Verstärkung am Herd braucht, war von seinem neuen Kollegen schnell begeistert. Riedel: „Ahmad passt in unser Team. Er ist ein cooler Kerl.“
2012 bis 2014 im Libanon gekocht
Der Neue bringt sich auch schon mit frischen Ideen für die Speisekarte ein. In dieser Woche bereitet er den Gästen Fatusch zu, einen libanesischen Sommersalat, mit Tomaten, Gurken, Paprika, Zwiebeln, Minze, Brot und Zitronen-Vinaigrette. Den Libanon kennt Ahmad Taher aus eigener Anschauung. Zwischen 2012 und 2014 hat er dort immer im Frühling und Herbst als Koch gearbeitet.
Der Kurde spricht Deutsch, aber natürlich noch nicht perfekt. Was zu folgender Situation führte: „Er hatte eine Bestellung wohl nicht richtig verstanden. Ein Salat ging zweimal zurück. Da wollte Ahmad den Salat aus eigener Tasche bezahlen, zehn Euro in unsere Kasse legen. Weil er meinte, das sei ja sein Fehler gewesen“, erzählt sein Chef, dem so etwas zum ersten Mal in seinem Gastronomen-Leben passiert ist. Sein neuer Koch, der seit neun Monaten in Witten lebt, nickt und betont schmunzelnd, er werde ja auch noch einen weiteren Deutschkurs belegen.
Waldemar Riedel hat sich bei der Agentur für Arbeit erkundigt, bevor er den Arbeitsvertrag für Ahmad aufsetzte, der im Knut’s eine 30-Stunden-Stelle haben wird. „Man sagte mir dort, dass ich ihn beschäftigen darf. Allerdings wird das, was er bei mir verdient, von seinen staatlichen Leistungen abgezogen, die Ahmad erhält.“
Brüder kämpfen gegen sogenannten IS
Ahmad Tahers kurdische Brüder kämpfen im Nordirak als Peshmerga-Kämpfer gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), erzählt der 25-Jährige. Einer seiner sechs Brüder habe ihm dazu geraten, nach Deutschland zu gehen. „Weil es hier gut ist.“ Ahmad sagt, sein Bruder habe recht gehabt. Es gefalle ihm hier sehr und er würde gerne bleiben. Zu seiner Familie im Irak hält Ahmad Kontakt über Facebook und Whats App. Einsam fühlt er sich nicht in Witten. Mit zwei kurdischen Freunden lebt der Junggeselle in einer Männer-WG.