Witten. . Um das ehemalige Thyssen-Gelände zwischen dem Wittener Technologiepark und Ostermann wird schon lange gerungen.

Um das ehemalige Thyssen-Gelände, das sich zwischen dem Wittener Technologiepark an der Stockumer Straße und Ostermann befindet, wird schon lange gerungen. Der Plan, auf der alten Deponie- und Werkserweiterungsfläche ein Fahrsicherheitszentrum für Lastwagen aufzubauen, war vor Jahren gescheitert. Potenzielle Investoren waren nach langer Planung abgesprungen.

Die Projektidee war im Jahr 2000 durch den heutigen Vorsitzenden der Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG), Siegmut Brömmelsiek, geboren. Heute ist Brömmelsiek einer der Hauptkritiker der möglichen 600 000-Tonnen-Aufschüttung. 2005 kam es sogar zum symbolischen Baubeginn, zum wirklichen Startschuss aber nie.

Gesellschafter sprangen ab

Stattdessen kamen und gingen die Gesellschafter der „FSZ“ (Fahrsicherheitszentrum): 2009 verkaufte Brömmelsiek seine Anteile, drei Jahre später der heutige FSZ-Geschäftsführer Heinz Hetschold. Auch der Bottroper Unternehmer Jürgen Becker ging – um das Image der FSZ nicht zu beschädigen, heißt es. Die Becker GmbH, die Industrieabfälle entsorgt, war in verschiedene Umweltskandale verwickelt. Sie ist noch vertraglich an Thyssen gebunden, um die ehemalige Thyssen-Deponie an der Friedrich-Ebert-Straße „abzuschließen“, meint: die Oberfläche abzudichten.

Die Thyssen Liegenschaften und Verwaltungs- und Verwertungs-GmbH betrieb die Deponie bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze 2004. Bei dem zweiten Teil handelt es sich um eine alte Werkserweiterungsfläche von Thyssen, auf der bis Mitte der 80er Jahre auch Abfälle gelagert wurden. 2014 verkaufte Thyssen das Areal schließlich an die FSZ-Witten Verwaltungs- und Grundbesitz GmbH, die dort nun die Baustoffe abladen lassen will.

Sechs Millionen Euro für 600 000 Tonnen

Mit der Aufschüttung der Fläche könnten die Beteiligten mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits könnten Thyssen und die Becker GmbH die alte Deponie „abschließen“ und so ihre Verpflichtungen erfüllen. Mit der Aufschüttung von „Ersatzbaustoffen“ durch verschiedene Entsorgungsunternehmen würde die FSZ etwa sechs Millionen Euro verdienen, heißt es (600 000 Tonnen mal etwa zehn Euro pro Tonne). Nach eigenen Angaben bleibe unter dem Strich kaum etwas. Zu teuer sei die Erschließung des Geländes, wie der Bau einer Zufahrt für die Lastwagen, so die FSZ. Lukrativ sei das Vorhaben erst, wenn man am Ende Gewerbe dort ansiedeln könnte. Das wiederum käme auch der Stadt entgegen: Sie ist weiter arm an Gewerbeflächen. Nur: Ob die Aufschüttung überhaupt nötig ist, ist eben noch strittig.

Zu den schärfsten Kritikern des Mammut-Projekts gehört der Vorsitzende der Wittener Bürger Gemeinschaft und frühere FSZ-Gesellschafter Siegmut Brömmelsiek. Der WBG-Chef ist der Ansicht, die Ansiedlung von Gewerbe (etwa Logistikhallen) sei auch ohne diese Menge an „Ersatzbaustoffen“ möglich. Er sieht in der Auffüllung rein kommerzielle Interessen der FSZ.

„Unkontrollierbare Mehrbelastung“

Und, so glaubt Brömmelsiek: „Zusätzliches, kontaminiertes Material“ berge „erhebliches Gefahrenpotenzial“, der anfallende Schwerlastverkehr führe zu „langjähriger, unkontrollierbarer Mehrbelastung“. Durch die schräg angelegte Aufschüttung verliere man dreieinhalb Hektar Gewerbefläche, fürchtet er. Die FSZ spricht von einem Hektar Verlust. Dass er nach dem Aus des Fahrsicherheitszentrums und dem Rückzug aus der FSZ mit seiner Kritik nun „nachtrete“, weist der WBG-Chef zurück. „Mir geht es ums Gewerbegebiet und die Stadtteile Annen und Rüdinghausen.“