Witten. . Wegen einer Absatzkrise sollen auch Stahlarbeiter in Witten auf 75 Prozent ihrer Sonderzahlung verzichteten. Die IG Metall fordert dafür eine Arbeitsplatz- und Standortgarantie.

Die 3600 Beschäftigten der Deutschen Edelstahlwerke an den fünf DEW-Standorten in Nordrhein-Westfalen – darunter 1600 in Witten – sollen zwei Jahre lang auf einen Großteil ihres Weihnachts- und Urlaubsgeldes verzichten. Mit diesem finanziellen Opfer sollen sie dem Unternehmen durch die aktuelle Stahl-Absatzkrise hindurchhelfen und so gleichzeitig die eigenen Arbeitsplätze sichern.

Die IG Metall verhandelt mit dem Unternehmen auf Landesebene über einen Sondertarifvertrag, den Wittens IGM-Bevollmächtigter Mathias Hillbrandt einen „Zukunftstarifvertrag“ nennt. Er betont, „dass wir noch mitten in den Verhandlungen sind und es noch kein Ergebnis gibt“. Auf einer ersten Mitgliederversammlung wurden die Stahlarbeiter in Witten informiert, eine zweite soll folgen.

Exportwelle aus Asien

Weihnachts- und Urlaubsgeld zusammen entsprechen 110 Prozent vom Monatsgehalt eines Stahlarbeiters. Die Geschäftsführung will diese jährliche Sonderzahlung laut IG Metall für 2016 und 2017 um jeweils 75 Prozent kürzen. Eine Überprüfung der DEW-Zahlen durch eine gewerkschaftsnahe Wirtschaftsberatung habe bestätigt, dass das Unternehmen „dieses Volumen benötigt, um die Zeit zu haben, DEW wieder ökonomisch in den Wind zu bringen“, erklärt Mathias Hillbrandt.

Für ein mögliches Entgegenkommen fordert die Gewerkschaft im Gegenzug sichere Arbeitsplätze und eine Standortgarantie. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden, alle fünf NRW-Standorte erhalten bleiben. Das müsse in dem Vertrag ohne Wenn und Aber zugesichert werden. Hillbrandt: „Wir stellen keinen Blankoscheck aus.“

DEW-Geschäftsführung nimmt Stellung

Ohne auf die konkreten Forderungen einzugehen, bestätigte die DEW-Geschäftsführung in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der Redaktion die Verhandlungen mit der IG Metall. Sie seien nötig, um der „vorübergehenden schlechten Auftragslage und der damit verbundenen rückläufigen Auslastung der Betriebe entgegenzusteuern“. Die DEW-Spitze verweist darauf, dass die gesamte europäische Stahlindustrie mit starken Veränderungen an den globalen Märkten kämpfe und durch die Exportwelle aus Asien und den damit verbundenen Dumpingpreisen stark unter Druck geraten sei.

Die „rasante Entwicklung“ habe auch das DEW-Geschäft „maßgeblich beeinflusst. Erschwerend kam der 2015 einsetzende Einbruch des Öl- und Gasgeschäftes hinzu, bei dem man auch kurzfristig keine signifikante Erholung erwartet“. Das drückt die Investitionen in den Rohstoffländern nach unten – ein Schlag ins Kontor von DEW. „Es handelt sich um einen Markt, der für die Deutschen Edelstahlwerke als Hersteller von Hightechlösungen aus Spezialstahl von großer Bedeutung ist.“

Fünf Standorte in NRW

Aufgrund der aktuellen Auftragslage habe man die Beschäftigung von Leiharbeitern bereits eingeschränkt, teilte die DEW-Geschäftsführung außerdem mit.

DEW hat rund 3600 Mitarbeiter in Witten, Siegen, Krefeld, Hagen und Hattingen. Von den 1600 Beschäftigten in Witten sind 97 Prozent Mitglied der IG Metall.