Witten. . Nach Rüdinghausen und Heven fahren auch keine Händler mehr nach Vormholz. Dabei war dieser Markt eine Antwort auf die fehlende Nahversorgung.

Wittens Wochenmärkte haben überall einen schweren Stand, gerade in den Stadtteilen. In Rüdinghausen und Heven gibt es längst keine Stände mehr, am MIttwochmorgen wurden zum letzten Mal in Vormholz Obst, Wurst, Fisch oder Kartoffeln verkauft. Dass gerade das Angebot an der Karl-Legien-Straße nicht angenommen wurde, verstehen viele nicht recht.

Denn im Januar 2015 war der Vormholzer Markt durchaus vielversprechend gestartet. Auf dem Platz vor der gerade leer gezogenen Sparkassenfiliale entwickelte sich ein richtiges „Dorf-Flair“, mit Tischen vorm Fischstand, an denen man klönen konnte. Es kamen vor allem ältere Mitbürger – solche, die sich nach dem Wegzug des Coop-Supermarktes beschwert hatten, dass es keine Nahversorgung mehr in dem Stadtteil gäbe.

Einer von ihnen ist Gerhard Löffler. „Dass der Markt schließt, ist wirklich schlimm“, sagt der 85-Jährige und schiebt seinen Rollator zum Wurststand. Ihn wird von nun an seine Tochter mit Lebensmitteln versorgen, da er kein Auto mehr hat. „Mit dem Markt hatte ich einmal in der Woche einen Grund, rauszugehen und was alleine zu machen.“

Auch Marianne Lieber ist enttäuscht. Jede Woche schob die 79-Jährige ihren Rollator über den kleinen Platz. Demnächst will sie den Markt in Herbede aufsuchen – und sich über den Edeka dort Waren nach Hause liefern lassen.

Waltraud Brandenstein (rechts) verkauft zum letzten Mal in Vormholz.
Waltraud Brandenstein (rechts) verkauft zum letzten Mal in Vormholz. © Funke Foto Services

„Die Kunden waren schon eine ganze Weile ziemlich knapp“, sagt Kartoffelbauer Hans-Joachim Redix aus Holzwickede. „Da hofft man, das müsste eigentlich besser werden.“ Dann sei der Bäcker nicht mehr gekommen. Und bevor einer nach dem anderen aufgibt, machen sie gemeinsam Schluss – die Entscheidung fiel in der letzten Woche.

„Ich glaube, die Vormholzer hatten sich inzwischen daran gewöhnt, zum Einkaufen woanders hinzufahren“, meint Andrea Rademacher vom Stadtmarketing. Dort hatte man sich sehr bemüht, den Markt zu halten. Kollegin Eva Dannert: „Die Kunden rufen nach Frische und Waren aus der Region. Doch gerade die Wochenmärkte in den Stadtteilen haben es schwer.“

In Rüdinghausen zogen 2010 die Stände weg, weil die Fläche verkauft wurde. In Heven gab man Ende 2014 nach über zehn Jahren an der Dorfstraße auf. „Allerdings ist das ein Stadtteil mit guter Nahversorgung“, sagt Andrea Rademacher. „Ein Markt neben Aldi und Edeka wird nicht laufen.“ Die Traditionsmärkte in den großen Stadtteilen Annen und Herbede (beide freitags) laufen gut. Auf dem Schnee erinnern die Bedingungen an Vormholz – der Markt folgt auf das Ladensterben. Noch versuchen dort die Markthändler mittwochs ihr Glück.