Witten. . Zu viel Regen, zu wenig Sonne: Kartoffelbauern klagen über die Kraut- und Knollenfäule, andere Landwirte über viel Unkraut und jede Mengen Schnecken.
Zu viel Regen im Juni, zu wenig Sonne – und das Wetter ist weiter unbeständig. Wittens Landwirte wünschen sich – wie ihre Kollegen andernorts in NRW – jetzt endlich längere trockene Phasen. Denn die Getreideernte ist angelaufen, Kartoffelbauern kämpfen aufgrund des feucht-warmen Klimas mit der Kraut- und Knollenfäule, Gemüsebauern gegen viel Unkraut.
Friedrich-Wilhelm Thiele, Landwirt in Bommern, baut auf 55 Hektar Getreide und Raps an, auch Ackerbohnen und Kartoffeln. Letztere machen ihm derzeit Sorgen, „weil wir durch die schwüle Witterung, die hohe Luftfeuchtigkeit die Krautfäule an den Kartoffeln haben“. Die Pilzkrankheit mache das Laub der Pflanzen braun, befalle aber auch die Knolle selbst. „Solche Kartoffeln wachsen nicht mehr, sie bleiben klein“, erklärt Thiele, der als konventionell wirtschaftender Landwirt den Pilz mit einem Pflanzenschutzmittel bekämpft. „Wenn ich das nicht mache, ist die Kartoffelernte unter Umständen weg.“
Und die Unkräuter sprießen
Seine Wintergerste, die Thiele „in 186 Meter Höhe“ in Durchholz anbaut, ist erst Mitte des Monats reif. Ob die derzeitigen Wetterkapriolen sich auch negativ auf das Ernteergebnis auswirken werden, vermag der Bauer noch nicht einzuschätzen. „Eigentlich kann Wintergerste etwas vertragen. Aber wenn es stark regnet, dazu vielleicht noch stürmt, dann liegen die Halme platt auf der Erde.“
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Wie sein Bommeraner Kollege Thiele wünscht sich auch Landwirt Jan Bockholt bis Ende August „jetzt immer wieder längere trockene Phasen“. Der Hevener bewirtschaftet 85 Hektar. Auf 60 Prozent der Fläche steht Getreide. Zur Ernte seiner Wintergerste nutzte Bockholt den vergangenen warmen Sonntag. Am Montag hat er sein erstes Stroh gepresst. „Das Wetter in der vergangenen Woche war prima“, betont der 31-Jährige. Der Agraringenieur hofft, dass der Sommer keine allzu feuchte Fortsetzung hat. Damit die Qualität seines Getreides nicht leidet, es zu keinen Ertragseinbußen kommt.
„Dafür haben wir durch den vielen Regen keine Blattläuse“
Auch auf dem Trantenrother Bio-Hof hat man den regnerischen Juni zu spüren bekommen. Schwerpunkt des 10,7 Hektar großen Demeter-Betriebes ist der Gemüseanbau mit über 40 Arten – von Aubergine bis Zucchini. „Durch die langen Regenperioden gab es bei uns einen Stau bei den neuen Pflanzungen“, sagt Betriebsinhaber Bert Schulze-Poll. Letztendlich habe aber alles „halbwegs hingehauen“.
Das feuchte Wetter ließ aber das Unkraut sprießen. Außerdem gebe es eine Schneckenplage, so Schulze-Poll. „Denn wir hatten keinen Winter. Die haben überlebt.“ Die Folge: Die Tierchen haben an einem Ackerrand fünf bis sechs Meter breite Streifen mit Klee weggeknabbert. Weil jedes Ding zwei Seiten hat, fügt der Landwirt schmunzelnd hinzu: „Dafür haben wir durch den vielen Regen keine Blattläuse. Die kommen, wenn es zu trocken ist.“
Ein absoluter Vorteil sei die breite Aufstellung seines Hofes, betont der 46-Jährige. „Kommt eine Kultur mit dem Wetter nicht klar, wird dies bei uns durch eine andere ausgeglichen.“ Beispiel: Kohl. „Der findet Regen gut, es darf nur nicht so viel sein, dass er absäuft.“